Objekt: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

vereinigung in Verbindung mit mechanischen Vorrichtungen zur Ausübung 
sowohl der zum Weben erforderlichen Vorarbeiten (Spulen, Schlichten, 
Scheren, Aufbäumen etc.) als des Webens selbst auf den sogenannten 
Maschinenstühlen oder Kraftstühlen. — Mehr als auf dem Gebiete der 
Spinnerei stellten sich der Erfindung und Einführung der Maschinen für 
Webereizwecke Schwierigkeiten entgegen, unter denen der Widerstand der 
Arbeiter gegen ihre Einführung nicht eine der geringsten War. Ausserdem 
müssen namentlich an den mechanischen Webstuhl grosse Anforderungen 
yestellt werden, sowohl was Präzision und Zuverlässigkeit aller Beweg- 
ungen als Einfachheit, Leistungsfähigkeit, Dauerhaftizkeit und Billigkeit 
Jerselben betrifft. — Nachdem der Franzose Vaucanson (1745) eine sogenannte 
Webemaschine olıne Anklang dafür erfunden und verschiedene Engländer 
sich ebenfalls erfolglos mit einer solchen Erfindung abgegeben und zahl- 
„eiche Patente erworben hatten, wurde (1813) diese Maschine so weit Ver- 
bessert, dass sie eine Rolle in der Baumwoll-Industrie zu spielen anfıng, 
aber erst im Jahre 1822 diese Angelegenheit von Roberts in Manchester zu 
einem gewissen Abschluss gebracht, indem dieser praktische Maschinenbauer 
mit Umsicht und Energie die Einführung der Kraftstühle betrieb. Für das 
Weben baumwollener Stoffe befanden sich im Königreich Grossbritannien 
im Jahre 1813 bereits 2400 aber zwanzig Jahre später (1836) über 120,000 
und augenblicklich wohl 500,000 mechanische Webstühle. 
In gleichem Masse förderte wieder die Spinnerei und Weberei-Industrie 
aine Reihe von Neben-Industrien: die Zwirnerei, die Anfertigung und Ver- 
arbeitung von Strumpfgarn, die Fabrikation von Nähgarn u. s. W. 
Nicht in letzter Linie stehen übrigens als hier gehörig zwei Maschinen 
von hervorragender Bedeutung: die Jacquardmaschine für die Musterweberei 
sowie die Nähmaschine. KErstere wurde im Anfange unseres Jahrhunderts 
von einem Franzosen Jacquard erfunden und (1808) so weit vervollkommnet, 
dass sie seitdem wesentliche Aenderungen nicht erfahren hat, aber zu einer 
angeahnten Verbreitung gelangt ist und zwar nicht nur an und für sich, 
sondern auch durch zahlreiche Auwendungen des ihr zu Grunde liegenden 
Prinzips an Webstühlen die mit Schäften arbeiten. 
Die jüngste unter den mechanischen Vorrichtungen in der Textil- 
Industrie ist zwar die Nähmaschine; denn sie datiert von der Erfindung 
jer Nadel, welche das Oehr an der Spitze besitzt, und da diese von dem 
Amerikaner Howe 1844 gemacht wurde, so besitzt die Nähmaschine noch 
nicht das Alter von 40 Jahren. Aber an Verbreitung übertrifft sie alle 
anderen Maschinen, denn ihre Zahl, die kaum festzustellen sein dürfte, ist 
nach Millionen zu zählen. 
Es ist leicht begreiflich, dass England nicht nur in Folge der geschil- 
derten Umstände und seiner über die ganze Erde verbreiteten Verbindungen, 
sondern namentlich auch durch schnelles und energisches Erfassen der 
Wichtigkeit der Baumwoll-Industrie der ausgedehnteste Sitz derselben
	        
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