Volltext: Regina Clara Stromer, Zeichenbuch von 1710 – Nürnberg, STN, Nor. H. 1665(1)

— 103 — 
es hinein und giebt dem auf bestimmte Punkte zielenden Leser durch ausführliche 
Citteraturnachweise die Richtung des weiteren Weges an. Die Darstellung ist kurz 
gefaßt und klar. Leider entspricht die Zahl und überall auch nicht die Qualität 
der Abbildungen der inhaltlichen Bedeutung des Buches und den billigen An— 
forderungen der Gegenwart. Auch ist das entwickelungsgeschichtliche Moment nicht 
genügend herausgearbeitet und der altchristlichen Periode nicht hinreichend Sorgfalt 
geschenkt. Doch diese Einzelheiten bestimmen nicht den Wert des ausgezeichneten, 
aus einem deutschen Pfarrhause hervorgegangenen Buches. Nur ganz bescheidenen 
Ansprüchen genügt ein Einleitungsbuch des bekannten Kunsthistorikers Wilhelm 
Lübkes); es ist zur ersten Einführung und allgemeinen Orientierung vielleicht 
brauchbar. Eine in Aussicht stehende neue Bearbeitung macht hoffentlich etwas 
Besseres daraus. Das Gesamtgebiet der christlichen Kunst umspannt die eingangs 
erwähnte „Geschichte der christlichen Kunst“ von F. X. Kraus (Prof. der katho— 
lischen Theologie in Freiburg i. B.), deren erster Band vorliegt“)), welcher, ganz 
allgemein charakterisiert, die Vorgeschichte der mittelalterlichen Kunst enthält. Der 
Verfasser ist als gelehrter Kenner und feinsinniger Beobachter der christlichen Runst⸗ 
denkmäler bekannt und versteht es, anschaulich und sicher in die geschichtliche 
Situation und die durch sie gebotenen Probleme einzuführen. Diese Vorzüge des 
Verfassers trägt auch diese Geschichte der christlichen Kunst, und niemand wird das 
Buch aus der Hand legen ohne die Empfindung, ihm Anregung und positiven 
Hewinn zu verdanken. Am ebesten lassen sich Einwendungen gegen die Anschau—⸗ 
ungen und Ausführungen über die altchristliche Kunst, besonders über deren 
die Bildwerke, erheben. Bekanntlich scheiden sich hier immer noch scharf die 
katholische und die protestantische Forschung.) Und so sei mir gestattet, hier 
meine „Archäologie der altchristlichen Kunst“ 9) zu nennen, in welcher in aus— 
führlichem Eingehen auf die gesamte Kunstthätigkeit der alten Kirche die andere 
Auffassung zum Worte gekommen ist. Neben diesen Schriften der neueren Seit 
sei aber auch der Werke zweier Männer gedacht, die schon vor Otte das Ver— 
— erfolgreich angebahnt haben und die 
nur unverständige UÜberhebung als überholt ansehen kann, ich meine Franz Kugler 
und Karl Schnaase, die beide zu den ersten in den Reihen echt protestantischer 
Runstforscher gehören und wie wenige der Geschichte und den Lebensäußerungen 
der christlichen Kunst mit innerem Verständnis nahegetreten sind.!d) 
6) W. Lübbke, Vorschule zum Studium der kirchlichen Kunst des deutschen Mittelalters. 
6. Aufl. Leipzig, 1873 (2715. mit 226 Illustrationen). Antiquarischer Preis jetzt ca. 3 M. 
Seit kurzem ist das Buch aus dem bisherigen Verlag an die A. Deichert'sche Verlagsbuchhand— 
lung (Georg Böhme) in Leipzig übergegangen, die eine neue, aber wohl noch in der Ferne 
liegende Ausgabe vorbereitet 
) Er umfaßt die altchristliche, die byzantinische Kunst und die Anfänge der nordischen 
Kunst (621 8. mit 484 Cextabbildungen). 16 Mark. 
8) Wenn im genannten Werke gelegentlich der altchristlichen Symbolik, S. 74 A. gesagt 
ist, daß ich meine frühere Auffassung hätte „sehr zurücktreten lassen“ und mich der römischen 
„genähert“, so kann ich das in keiner Weise zugeben. Meine prinzipielle Beurteilung des 
altchristlichen Bilderkreises ist seit 1880 dieselbe geblieben. 
9) Viktor Schultze, Archäologie der altchristlichen Kunst, München, 1895 (382 8. mit 
120 Abbildungen). 10 Mark. 
10) Franz Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. 2 Bde., Berlin, 1847; 5. A. von 
Lübke, Stuttg.,, 1872 (ich gebe immer noch der ersten Auflage den Vorzug); Karl Schnaase, 
Geschichte der bildenden Künste, Düsseldorf, 1843 ff. 7 Bde. (bis Ende der Gotik); 2. A. von 
Lützow, Lübke, Woltmann, Dobbert, Stuttg. 1865 ff. 8 Bde.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.