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Vogler die Nürnberger noch auf dem Convent von Nürnberg im
Januar 1530 deshalb tadeln konnte, dass die Messe noch be-
stünde !). Für die Feststellung der neuen Kirchenordnung
wurden seitens des Rates Link, Sleupner, Osiander bestellt.
Spengler vermittelte die Verhandlungen und stattete Bericht
darüber ab 2%). Osiander hätte bei seinem herrischen Charakter
am liebsten das ganze Werk allein verfasst. Erst auf Spenglers
Zureden 3) entwarf er einen Plan dazu, ohne die Collegen zu
befragen. Auch diese hatten einen Entwurf angefertigt, den
Spengler ihm mit erklärendem Begleitschreiben zustellte *%).
Entrüstet sandte er ihn zurück; er hatte erwartet, man würde
seinen Ratschlag zu Grunde legen und höchstens Anderungen
vorschlagen 5). Er wollte hinfort mit der Sache nichts zu thun
haben und verwies auf seinen Entwurf, Spengler, damals durch
Krankheit an sein Haus gefesselt, suchte durch ein Schreiben °)
lie Prediger zu rechtfertigen, denen das Werk nicht minder als
ihm aufgetragen sei, ausserdem enthalte Osianders Entwurf viele
Mängel. Osiander antwortete im gereiztem Tone 7), dass der
andere Entwurf gegen sein Gewissen und seine Pflicht streite.
Auch zu einer persönlichen Verhandlung im Hause des er-
krankten Spengler, zu der der sich anfangs erbot, erschien er
nicht. Spengler verwies ihn in einem neuen Schreiben mit
ruhiger Bestimmtheit ®): Man wisse, dass er mehr seinem eigenen
judicio als Gott vertraue, durch seine Schuld komme die Kirche
zur Zeit, wo Gefahr von Aussen drohe, in Not. Er charak-
terisiert ihn: „Ohne die verfluchten Wörtlein ambitio und per-
venatio sollt der Sache bald geholfen werden“. Osiander scheint
endlich nachgegeben zu haben. So kam die Kirchenordnung
im Entwurf 1530 zu Stande, blieb aber vorläufig ungedruckt.
Im Jahre 1528 begannen die Packischen Wirren, Nürnberg
war durch seine Stellung als Mitglied des schwäbischen Bundes
nicht frei in seinen Beschlüssen; trotzdem trat es offen für die
evangelischen Fürsten auf; unter der Hand aber geschah viel
mehr. Schon Anfang März trat Philipp in geheime Verhand-
lungen mit dem Rate. Kaden war bei ihm; aber nur mündlich
and in Person wollte er seine letzten Gedanken dem Rate an-
vertrauen. Daher gedachte er unter dem Vorwand der Reise
zum Regensburger Reichstage nach Nürnberg zu kommen. Das
misfiel dem Rat, der hierdurch in besonderen Verdacht beim
) Müller, Historie von der Evang. Stände Protest, S. 251. Haus-
lorff, S. 163. ?) Hausdorff, S. 276 ff. Spenglers Relation über den
Handel. 3) Pressel, S. 54 ff. 4) Brief Spenglers, Hausdorff, S. 276,
;) Schreiben Osianders, ibid., S. 278. S) Schreiben Spenglers, ibid.,
S. 281 ff. 7) Osianders Brief, ibid., S. 290. 8) Spenglers Brief, ibid..
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