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Allgemeine wirtschaftliche und soziale Fürsorge
Für das Betriebspersonal, das bei Nacht arbeitet, ist eine Kantine errichtet. Es werden dort
warme und kalte Speisen verabreicht. Auch ist den Molkereifachleuten die Möglichkeit gegeben, das
Mittagessen zu ermäßigtem Preise einzunehmen. Zum Arbeiterinnen-Erholungsheim in Schwaig
wurden Zuschüsse geleistet, so daß 4 Frauen kostenlos für 70 Verpflegungstaage dort untergebracht
werden konnten.
Die Milchfuhrleute sind sämtlich Beauftragte der Milchversorgungsgesellschaft und erhalten
einen Durchschnittsfuhrlohn von 0,75 Rpf. für den Liter Milch bezahlt. Zugefahren werden insgesamt
etwa 80 000 Liter Milch am Tag, während der Rest mit Handwagen von den Milchgeschäftsinhabern
selbst abgeholt wird. Der Betrieb arbeitet in zwei Schichten.
Das Interesse für den Betrieb der Milchversorgungsgesellschaft war auch im Berichtsjahr
wieder ein überaus großes. Abgesehen von der großen Anzahl Besucher aus allen Schichten der
Bevölkerung Nürnbergs, wurde der Betrieb sehr häufig von Wissenschaftlern, Staatsmännern,
Vertretern verschiedener Großstädte, sowie von führenden Persönlichkeiten im Molkereifach des In—
und Auslandes besucht. Besonders wertvoll erscheint das Urteil amerikanischer Fachgrößen auf dem
Gebiete der Milchwirtschaft, welche den Betrieb nicht nur in organisatorischer, sondern auch in
hygienischer Beziehung weit über die mustergültigen Einrichtungen in Amerika gestellt haben.
Zweigniederlassungen und Päͤchtbetriebe. Die Milchanlieferung und die Milchausgabe der
Zweigniederlassung Fürth haben sich im Berichtsjahr neuerdings erhöht. Die Zahl der
Milchabnehmer ist von 70 auf 87 gestiegen, so daß wohl heute gesagt werden kann, daß der Zweig—
betrieb 70 Prozent der Gesamtbevölkerung in Fürth mit Milch versorgt. Der technische Betrieb wurde
mit einem automatischen Schaltwerk ausgestattet und der Antrieb derart gestaltet, daß derselbe
sowohl mittels Dampfmaschine als auch mittels Elektromotor möglich ist. Außerdem wurden zwei
neue Käsewannen aus Aluminium und ein Milchaufbewahrungsbehälter neu beschafft. Die Milch—
aufbewahrungsbehälter wurden mit Rührwerk ausgestattet, damit die Milch vor der Ausgabe gründ—
lich gemischt werden kann. Der Abschluß der Verträge mit den Lieferanten und Abnehmern erfolgte
auf der gleichen Basis wie im Hauptbetrieb Nürnberg; es gelten auch die gleichen Preise.
Im Zweigbetrieb Bamberg betrug die Milchanlieferung aus Oberfranken ungefähr
das Doppelte von dem, was im Zweigbetrieb gebraucht wurde. Der Überschuß der Milch ging nach
Nürnberg. Die Milchausgabe hat sich im Berichtsjahr auch in Bamberg wesentlich erhöht, besonders
geht das dortige Ladengeschäft ausgezeichnet. Der technische Betrieb wurde mit einer Tiefkühlanlage
ausgestattet, fernrer wurden 2 Kühlräume zur Aufbewahrung der Molkereiprodukte eingebaut. Der
Zweigbetrieb Bamberg hat anläßlich des 16. bayerischen Landesturnfestes 2 provisorische Milch—
kosthallen am Festplatz errichtt und dort in 2 Tagen mehr als 15000 Glas Milch und 600
Flaschen Yoghurt verkauft. Außer Milch und Yoghurt wurde noch eine Unmenge Butter- und
Käsebrote abgesetzt. Die Einrichtung fand allgemein Anerkennung.
Die Zentralmolkerei Werdenfels in Partenkirchen ist ein überbleibsel
aus der Zwangswirtschaft. Der Betrieb dient heute dazu, überschüssige Milchmengen während der
Sommermonate dort nutzbringend zu verwerten. Obwohl die Witterungsverhältnisse im Berichts—
jahr sehr ungünstig waren, konnten trotzdem die Umsätze an Milch und Milchprodukten gesteigert
werden.
Im Berichtsjahr 1925 wurde über den Zweck der Pachtbetriebe eingehend berichtet.
Es wurde darauf hingewiesen, daß mehrere kleine Betriebe abgestoßen werden mußten, weil diese
mangels einer Verarbeitungsmöglichkeit nicht als Ausgleichsstellen dienen konnten. Auch im Be—
richtsjahr kamen weitere 5 Pachtbetriebe in Wegfall: Die Betriebe Ettringen und Haunsheim mußten
wegen zu großer Entfernung ausscheiden. Die Sammelstelle Lehmingen hat sich der neu gegründeten
Molkerei Auhausen angeschlossen, ferner die Milchsammelstelle Winkelhaid der Zentralmolkerei Alt—
dorf bei Nürnberg. Der Betrieb Steppach wurde an den dortigen Betriebsleiter abgegeben. Die
jetzt noch vorhandenen Pachtbetriebe sind durchwegs umgebaut und mit neuzeitlichen Einrichtungen
ausgestattet. Es kann der größte Teil der Milch in diesen Betrieben verarbeitet oder als Frischmilch
versandt werden. Eine Nachbehandlung der von den Pachtbetrieben gelieferten Milch kommt nicht
mehr in Frage. Diese Pachtbetriebe stellen nicht nur eine Reserve für die Milchversorgungsgesellschaft
dar, sondern sie entlasten auch gleichzeitig den Hauptbetrieb in Nürnberg. Die zum Ausbau der