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„Die Frage, mein lieber Gefell, ift nicht gleich
Euren vorigen leicht zu beantworten, mit Sicherheit wohl
nie! So rechne, daß e8 wohl um Mitternacht gewefen
jein mag. Aber Hörtet Ihr mich nicht fagen, e$ fer Nacht
und dazu eine recht finjtere gewefjen ?“
„„SYa, ja, fo fprachet Shr, Herr Pirkheinter.“ “
„Nun, fo überlegt’8 Mann! Da war feine Sonmnnen-
uhr, Fein blafender Türmer; Fein Sternkundiger konnte
fi nad den Himmelsbildern richten; ich ftand im wilden
Gebirge und nicht im Balajte des Herzog8 von Carrara
zu Padua!“
„„Wie meint Ihr das Veßtere, Herr? Ich verftehe
Euch nicht!“”
„Nidtig! Ihr Fönnt mich nicht verftehen, aber ih
fann und mill’8 Euch erklären, wie ih e8 Euch, meinem
Sonnenuhrmacher, der alles fo forgfam prüft, eigentlid
jhuldig bin. Als ih vor kangen Kahren drüben jenfeit
der Alpen im Jhönen Lande. Italia zu Padua die Rechte
ftudierte, lernte id) Dort eine Uhr fennen, welche Die
Paduaner in ihrem Stolze das achte Wunder der Welt
nannten, und ich habe das Ding zuerft rechtfchaffen mit ange-
ftaunt. Für das Werk war im Palajte des Herzog von
Sarrara, deifen id} vorhin erwähnte, ein befonderer Uhr-
turm erbaut, und an Deffen einer Außenfeite faß eine
freisrunde Scheibe, auf welcher ein Zeiger, in der Runde
gehend, Stunde um Stunde — Tag und Nacht — an-
gab. Denn die Scheibe, welche in 24 Teile geteilt und
mit ebenfoviel Ziffern verfehen war, fonnte durch ein
Ziht von innen erhellt werden.“
„„Syprecht weiter, Herr MRirkheimer,““ brängte Peter
Hele, der dem Rate falt vom Munde die Worte gelefen,
in ungewöhnlicher Haft, „„wie fam des Beiger3 Dre-