Full text: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1925/26 (1. April 1925 bis 31. März 1926) (1925/26 (1926))

Besondere soziale Fürsorge und Wohlfahrtspflege. 
sorgestelle der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen für Nerven⸗ und Gemütskranke ermöglichten 
jederzeit, die für den gegebenen Fall geeignetsten Maßnahmen zu treffen. 
Im Berichtsjahre betrug die Zahl der in Heil⸗ und Pflegeanstalten untergebrachten 
Erwachsenen und Kinder 1277 gegen 1220 im Vorjahre. Die Zahl der Neuzugänge betrug 278. 
Am Ende des Berichtsjahres waren in Anstalten untergebracht: 1090 Erwachsene und Personen 
über 14 Jahre und 54 Kinder unter 14 Jahren. Unter den Neuzugängen ist bemerkenswert 
die steigende Zahl der Fälle chronischen Alkoholismus, bedeutungsvoll für die Fürsorge aber 
auch noch deshalb, weil meist die des Ernährers beraubte Familie in Unterstützung genommen 
verden muß. 
Armenrechtszeugnisse. Die Anträge auf Ausstellung von Zeugnissen zur Erlangung 
des Armenrechtes in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten sind unter Vorlage entsprechender Nach— 
weise über Einkommen und Steuerveranlagung usw. bei den Kreisämtern zu stellen. Die 
Zeugnisse unterliegen der Genehmigung durch die zuständigen Wohlfahrtsbezirksausschüsse. 
Im Rechnungsjahre wurden 5769 solcher Zeugnisse ausgestellt, von 1271 wegen Ehe⸗ 
scheidung, 1009 wegen Beleidigung, 709 wegen Unterhalt, 1121 wegen Forderung, 323 wegen 
Herausgabe, 141 wegen familienrechtlicher Streitigkeiten, 253 wegen Mietsstreitigkeiten und 
942 wegen geschäftlicher Streitigkeiten. 
Bettelunwesen. Die Bekämpfung des Haus- und Straßenbettels erfolgt seitens der 
Aürnberger Nothilfe durch Ausgabe von Gabenscheinen. Diese Maßnahme hat sich ebensogut 
bewährt wie die mit der Polizeidirektion Nürnberg getroffene Vereinbarung, daß dem Wohl⸗ 
fahrtsamt die Namen der hier wohnhaften und zur Anzeige gelangenden Bettler mitgeteilt 
werden, damit, soweit nötig, durch Unterstützung oder durch entsprechende Maßnahmen ein⸗ 
zegriffen werden kann. 
Strafgefangenen- und Strafentlassenen-Fürsorge. Hilfsbedürftige Angehörige 
der in Untersuchungs⸗ oder Strafhaft genommenen Personen werden von den Kreisämtern 
und Nebenstellen des Wohlfahrtsamtes in Fürsorge genommen. Gegebenenfalls wird auch 
Strafentlassenen Unterstützung gewährt und Arbeit vermittelt, um ihnen die Rückkehr in das 
wirtschaftliche Leben zu ermöglichen. In manchen Fällen erwies sich die Einweisung in die 
Beschäftigungsanstalt oder in das Arbeitsheim als zweckdienlich. Die Fürsorgearbeit vollzieht 
sich in Fühlungnahme mit dem Verein zur Obsorge für entlassene Sträflinge und anderen 
privaten Vereinigungen. 
Ssoziale Krankenhausfürsorge. Seit April 1023 besteht beim hiesigen städtischen 
Krankenhaus die Einrichtung einer besonderen Sozialen Fürsorge. Eine wohlfahrtspflegerisch 
geschulte Kraft vermittelt zwischen den der Fürsorge bedürftigen Patienten und der Außen⸗ 
welt, mit der Familie, mit Behörden usw. Gegebenenfalls veranlaßt sie rechtzeitig Unterkunft 
und Versorqung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. 
2. NAürnberger Nothilfe E. V.) 
Allgemeines. Die Nürnberger Nothilfe hat sich folgende Aufgaben gestellt: J. Hilfs⸗ 
bedürftige durch einmalige Unterstützung aus einer vorübergehenden Notlage zu befreien, 
2. besondere Notstände bei in öffentlicher dauernder Fürsorge stehenden Personen in Ergän— 
zung der öffentlichen Fürsorge zu lindern, 3. Einrichtungen und Anstalten der privaten Für⸗ 
sorge zu stützen und zu fördern, und 4. Geber und Spender vor Ausbeutung z3u schützen. 
Zur Erfüllung dieser Bestrebungen wird der Nürnberger Nothilfe eine starke Förderung 
durch die Gesamtbevölkerung von Nürnberg, durch ihre Wirtschaft und durch führende Per⸗ 
sönlichkeiten zuteii. Auf dem Boden dieser Opferfreudigkeit werden die dauernd erforder⸗ 
lichen erheblichen Mittel durch Spenden, Sammlungen aller Art und Veranstaltungen, nicht 
zuletzt aber auch durch den Zusammenschluß der Geber, gewonnen. 
1) Bericht gilt für das Kalenderjahr 1925. 
192
	        
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