Metadaten: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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selten führen außerhalb der selben Treppen zu ihr hinauf. Gegen die 
Stadt zu sind die Türme öfters mit Riegelwerk versehen und zu 
Wohnungen eingerichtet. Die Dächer sind verschieden, bald hoch, bald 
flach, gegen vorne gewöhnlich mit einem Erker versehen, der als Abort 
biente. Später wurden die Türme noch mit Schornsteinen versehen 
und heizbar gemacht, so daß sie zu Wohnungen benützt werden konnten 
und auch heute noch werden. An einigen Türmen sieht man am Dach— 
rande, aber nur gegen außen, zwei Ecktürmchen angebracht, die als 
Wachthäuser zur Beobachtung des Feindes dienten und von denen man 
auch Geschosse entsenden konnte. Die Türme sind wie die Mauern 
fast durchweg aus Sandsteinquadern erbaut, ihre Gestaltung ist durch⸗ 
weg eine „einfache, fast nüchterne“ gegenüber den hauptsächlich im 
nördlichen Deutschland, wo der Backsteinbau herrscht, vorkommenden, oft 
geradezu phautastischen Formen. So waren sie echte Kriegsbauten zur 
Sicherheit der Stadt, weniger Schmuckstücke zu ihrer Zierde (Essenwein). 
Parallel mit der inneren Stadtmauer lief eine äußere niedrigere 
Mauer, die mit jener den im Durchschnitt an 50, an manchen Stellen 
wie am Maxthorgraben allerdings nur 20 Fuß breiten Zwinger ein— 
schloß. Der Hauptzweck dieser Anlage war, daß der Belagerer mit 
Sturmböcken oder Rolltürmen nicht so leicht an die eigentliche Mauer 
gelangen konnte, und daß ihn außerdem zwei Reihen Bogenschützen 
hinter⸗ und übereinander empfangen konnten. Die äußere Mauer, die 
mannigfachen Veränderungen ansgesetzt war, ist in ihrer früheren Ge— 
stalt nicht mehr deutlich zu erkennen und es widersprechen sich darüber 
die Ansichten der Forscher. Urkundliche oder chronikalische Nachrichten 
fehlen fast ganz und man ist einzig und allein auf die Betrachtung 
der Festungswerke selbst angewiesen. Nach Essenwein wurden in dem 
Zwinger ehemals die großen Wurfmaschinen aufgestellt, die zur un⸗ 
gehinderten Entfaltung ihrer Wirksamkeit ein freies Schußfeld brauch— 
den und daher keine höher aufsteigende Mauer vor sich litten. Der 
Gefahr, der dadurch die Maschinen selbst und die Bedienungsmann⸗ 
schaft ausgesetzt waren, vom Feinde gesehen und beschossen zu werden, 
begegnete man, so gut es ging, durch die Aufstellung hölzerner be— 
weglicher Wände. Dementsprechend hält Essenwein die älteste Zwinger— 
mauer nur für eine einfache Zinnenkrönuug der Futtermauer des 
Grabens. Ein Bild dieser Zinnen gewährt noch heute eine kleine 
Partie am Germanischen Museum, östlich vam Walchthor. Nach Essen⸗ 
wein lassen diese wenigen Reste deutlich erkennen, daß die Zinnen 
genau dieselbe Konstruktion hatten, wie jene an der inneren Mauer 
und er schließt daraus. daß auch bier ein gedeckter hölzerner Wehr⸗ 
gang vorhanden war. Forts. folgt.)
	        
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