Besondere Fürsorge und Wohlfahrtspflege.
Armenhäuser. Die 7 Armenhäuser waren belegt mit 37 Männern, 89 Frauen und
36 Kindern; 49 Einzelpersonen und Familien standen im Unterstützungsbezuge und 15 Par—
teien entrichteten Miete.
Zur Unterbringung von obdachlosen Müttern und Kindern wurden in der Zeit vom
17. Dezember 1923 bis 15. November 1924 im Armenhause Peter-Vischer-Gasse 8 ein Raum
zur Verfügung gestellt.
Johannisheim, Johannisstraße 1514. Das der Unterbringung verarmter tuberkulsser
Personen dienende Heim beherbergte am 1. April 1924: 16 Personen und am 31. März 1925:
19 Personen. Todesfälle kamen im Berichtsjahre nicht vor. Die ärztliche Untersuchung fand
zurch die Lungenfürsorgestelle statt, in dringenden Fällen wurde ein Assistenzarzt vom hiesigen
tädtischen Krankenhaus abgeordnet.
Das durch Bewirtschaftung des Gartens gewonnene Gemüse wurde im Anstaltsbetriebe
verwendet.
Der Unterricht an der im Heim untergebrachten Sonderschule für tuberkulöse Kinder
aus dem ganzen Stadtbezirk wurde im eigenen Schulzimmer und während der schönen Jahres—
zeit meist im Garten abgehalten.
Armenrechtszeugnisse. Zeugnisse zur Erlangung des Armenrechtes in bürgerlichen
Rechtsstreitigkeiten wurden im Berichtsjahre 5149 ausgestellt, darunter 1396 wegen Ehe—
cheidung und 698 wegen Unterhalt.
Bettlerwesen. Die Bekämpfung des Haus- und Straßenbettels erfolgt von der Nürn—
berger Nothilfe durch Ausgabe von Gabenscheinen. Das Wohlfahrtsamt hat mit der
Polizeidirektion Nürnberg die Vereinbarung getroffen, daß die Namen der hier wohnhaften
und zur Anzeige gelangenden Bettler ihm mitgeteilt werden, damit, soweit nötig, durch Unter—
stützung oder durch entsprechende Maßnahmen eingegriffen werden kann.
e) Nürnberger Nothilfe E. V.
Allgemeines. In der Organisation der „Nürnberger Nothilfe“ hat sich das Fehlen einer
Rechtspersönlichkeit unangenehm bemerkbar gemacht. Der geschäftsführende Ausschuß der
„Nürnberger Nothilfe“ erklärte sich deshalb unter entsprechender Erweiterung zum Verein und
bewerkstelligte die Eintragung ins Vereinsregister. An dem sonstigen Aufbau der „Nürn—
berger Nothilfe“ ist dadurch nichts geändert.
Insgesamt wurden etwa 500 000 Mark durch Sammlungen, Veranstaltungen und
Durchführung einer Warenlotterie aufgebracht. während etwa 350 000 Mark veraus—
gabt wurden.
Tätigkeit. Im Laufe des Berichtsjahres ist die Tätigkeit der „Nürnberger Nothilfe E. V.“
festgelegt worden. Von der Durchführung von Massenverteilungen ist man allmählich abge—
kommen. An Stelle der Massenverteilungen tritt nunmehr die Berücksichtigung bestimmter
Gruppen von Hilfsbedürftigen. So wurde an Weihnachten eine besondere Verteilung an
kinderreiche Familien und an Kleinrentner vorgenommen, während die Kinder aus hilfs⸗
bedürftigen Familien mit einem Weihnachtspaket bedacht wurden. Später fand eine Berück—
ichtigung der hilfsbedürftigen Sozialrentner statt.
Besonderes Gewicht legt die „Nothilfe“ auf Einzelfürsorge, und zwar als vorbeugende
Fürsorge, um das Eintreten der öffentlichen Wohlfahrtspflege zu verhüten, und als ergänzende
Fürsorge, um beim Vorliegen einer besonderen Notlage die Leistungen der öffentlichen Wohl—
fahrtspflege zu vervollständigen. Wesentliche Ausgaben brachte die Berücksichtigung fast sämt—
licher privater Wohlfahrtseinrichtungen in Nürnberg. Im Laufe des Berichtsjahres wurden
ferner zur Bekämpfung des Hausbettels sogenannte Wohlfahrtsscheine eingeführt. Die Durch—
führung der Konfirmation- und Kommunionbeihilfen im Jahre 1924 hatte folgendes Ergebnis: