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Bau⸗ und Grundstückswesen.
Diesen Bestrebungen kam der Stadtrat gegen Ende des Berichtsjahres nach; er bestimmte,
daß bei Vergebung städtischer Arbeiten die Beiziehung von 3- 6 Handwerksmeistern neben
der einschlägigen Arbeiterproduktivgenossenschaft bis auf weiteres die Regel bilden soll.
Wie aus der nachfolgenden Einzeldarstellung ersichtlich ist, war trotz der geschilderten
mißlichen Verhältnisse der Umfang der ausgeführten Arbeiten bedeutend. Für allgemeinen
Bauunterhalt wurde bei den Vorarbeiten für den Haushaltplan ein Betrag, der unter
Berücksichtigung der damaligen Geldentwertung) jenem von 1914 entsprach, vorgesehen. Bis
zur Genehmigung des Haushaltplanes hatte sich jedoch, trotz Verdoppelung der Ziffern, sein
latsächlicher Wert schon soweit verschoben, daß er erheblich hinter den Aufwendungen für
914 zurückblieb. Das verschärfte sich ungeachtet öfterer Nachprüfungen und Nachforderungen
derart, daß ein erheblicher Teil der vorgesehenen notwendigen Instandsetzungen usw. nicht
ausgeführt werden konnte.
Die wichtigsten Bauausführungen sind im folgenden kurz erwähnt.
Hochbauabteilung J. Instandsetzung des Toplerhauses ). Der schlechte
iußere Bauzustand des 1590 erbauten und 1916 von der Stadt erworbenen kunst- und
kulturgeschichtlich bedeutsamen Toplerhauses ließ eine gründliche Instandsetzung der Fassaden
ind des Daches mit seinen Aufbauten dringend notwendig erscheinen. Mit den Arbeiten
wurde im Juni 1923 begonnen. Infolge der Geldentwertung waren die genehmigten Mittel
bereits nach Fertigstellung des Daches und des Ostgiebels erschöpft; daher mußten im
November die Arbeiten eingestellt werden, nachdem noch kurz zuvor der stark gefährdete
dreistöckige Erker an der Ostseite notdürftig gesichert worden war. Nach erfolgter Stabilisierung
der Währung wurden die für die gesamte äußere Instandsetzung noch erforderlichen Mittel
im Betrage von 27 000 Renten⸗-Mark bewilligt. Die Arbeiten wurden anfangs März 1924
an der Südfront des Hauses wieder aufgenommen. Für die reicheren und dem Wetter
besonders ausgesetzten Architekturteile kommt Wendelsteiner Quarzit, für die glatten Mauer—
llächen bester Sandstein, teilweise aus alten Beständen zur Verwendung.
Instandsetzungsarbeiten Karlstraße 1. Nach Erwerbung des ehemaligen Hotels
„Bayerischer Hof“, Karlstraße 1, durch die Stadtgemeinde Nürnberg waren sofort verschiedene
Instandsetzungsarbeiten vorzunehmen, um einem Verfall des Gebäudes vorzubeugen. Wegen
der Inflation mußten andere Arbeiten, wie Instandsetzung der Fassaden und Ausbesserungen
im Innern, auf die nächsten Jahre zurückgestellt werden.
Amtsräume in den Rathäusern. In den durch Verstaatlichung der Polizei frei
gewordenen Amtsräumen wurden städtische Stellen, die vorher zum Teil gemietete Räume
in Privathäusern benützt hatten, untergebracht.
Errichtung einer Zufluchtsanstalt für weibliche Obdachlose, Marplatz 10.
Es wurde ein Unterkunftsraum im Erdgeschoß daselbst eingerichte und ein Aufnahmeraum
und eine Küche geschaffen, ferner zwei Schlafräume für 20 Personen in dem nebenan befind—
ichen Gebäude Trödelmarkt 588.
Uberwachung der Grabdenkmäler. Für die im Bezirk der Stadt Nürnberg
gelegenen 17 Friedhöfe wurden die eingelaufenen Gesuche (Pläne) von Grabdenkmälern
behandelt. Zur Erledigung kamen insgesamt 1698 Gesuche.
Aufnahme der Epitaphien des Johannisfriedhofes. Die zeichnerischen Arbeiten
rrreichten ihr Ende.
Westfriedhof. Im Leichenhaus wurde ein besonderer Raum für die Hinterbliebenen
eingerichtet und in der Urnenhalle weitere 254 Urnenzellen im Innern und an den Außen—
seiten geschaffen.
y Siehe dazu die nebenstehende Abbildung.