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Ilg sagt in seinem genannten Werke S. 104: „In der ersten
Hälfte des (16.) Jahrhunderts scheinen die venetianischen Gläser
sich in den reichen deutschen Häusern besonderer Beliebtheit er-
freut zu haben .... Merkwürdig ist es, dass die deutsche In-
dustrie dann, welche keine Nachäffung der venetianischen ist,
sondern ganz selbständig auftritt, eine vollständig neue, d. h.
nationale Terminologie der Gefässformen mitbringt. Dieselbe ist
aber schwierig zu deuten. Hier bezeichnet Römer, Willkomm,
Passglas, Stiefel, Angster, Tummler, verschiedene Gestalten der
Gefässe.‘“
Betrachten wir, der von Ilg aufgestellten Reihenfolge gemäss,
zuerst den Römer. Der Gebrauch der grünen Römer im Mittel-
alter lässt sich nur vermuthen, aber nicht beweisen. Ilg sagt
darüber S. 103: „Am Rhein cultivirten schon die Römer den
Weinbau; den Saft der Rebe trank man, wie ein. Liederbuch des
15. Jahrhunderts anzeigt, schon im Mittelalter aus grünen Gläsern;
deutsche Weinsorten, welche gleichwohl den Namen Romany führten,
gab es damals in den Städten der Rheingegend, — vielleicht er-
klärt sich also der Name aus diesem oder jenem Grunde. Bestimmte
Vorbilder in der antiken Verrerie hat indes der deutsche Römer
nicht.“
Dass man im Mittelalter. aus grünen Gläsern trank, darf
uns nicht verwundern, nur ist es zweifelhaft, dass diese Gläser
Römer waren. Ungefärbtes Glas herzustellen, gelang damals nur
selten; dasselbe war daher geschätzter und theuerer als das herr-
lichste gefärbte. Das Glas war meistens so dunkelfarbig, dass ein
Dichter des 12. Jahrhunderts sagen konnte: „schwarz wie ein Glas
— suwarz so daz gelas‘‘ (Diemer’s deutsche Gedichte des XI. und
XII Jahrh.) Der lateinische Name des Glases vitrum bezeichnet
auch den Waid, die blaudunkle Pflanzenfarbe, welche bei den Galliern
glastum heisst, offenbar zusammenhängend mit dem deutschen
Wort Glas; das lateinische hyalus, dem Griechischen entnommen,
bedeutet sowohl Glas wie (bei Prudentius) die glasgrüne Farbe,
und in diesem Sinne findet sich auch bei Vergil „color hyali.“
Man vergleiche über die Farbe des mittelalterlichen Glases die so
Jehrreiche Schrift von Wilhelm Wackernagel: „Die deutsche Glas-
malerei, Leipzig 1855.‘
Der im Mittelalter neben dem Reinfal und dem Malvasier
viel getrunkene Romany stammte sehr wahrscheinlich nicht aus
Napoli di Romania, sondern aus Romanee (Romanee-Conti) in
Burgund, im Departement Cöte-d’Or, und wird noch heutiges
Tages sehr geschätzt. Beranger singt von ihm in „Ma Guerison:‘
Apres un coup de roman6e,
La douche ayant calme mes sens,
J’ai maudit ma muse obstinee
A railler les hommes puissants.
Der Name dieses Weines wird in Frankfurter Urkunden Romanij,
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