witas Bericht zufolge schmückten die Spitzen des gotischen
Baldachins Tiere und phantastische Masken, die aus Holz ge-
schnitzt waren und durch roten Anstrich mit dem roten Marmor
harmonierten. Von ihnen könnte die immer unter Veits Kupfer-
stichen aufgeführte Maske, selbst wenn sie vom Meister nicht
eigenhändig gestochen wäre, einen Begriff geben.) Die un-
gewöhnliche Zusammenstellung von Holz und Marmor ist vielleicht
aus technischen Gründen erklärlich, um für die schlanken Säulen
die Last etwas zu vermindern. Die Skulpturen an den Seiten des
Sarkophages stehen der Porträtfigur an Wert nicht nach. Die
durch Säulchen getrennten Reliefs zeigen je zwei Wappen hal-
tende Gestalten in verschiedenster Situation des Schmerzes. Das
erste Relief der auf der Abbildung sichtbaren Schmalseite zeigt
als Allegorie der leidvollen Sorge, die der König für sein Land
trug, zwei Männer mit dem Wappen Polens; die übrigen der
Längsseite verkörpern in verzweifelnd klagenden Männern, die
die Wappen von Lithauen, Dobrzyn und Leczyca halten, die
Klage der Provinzen um den Tod des Königs. (Fig. 4.)
Als vierte, durch das bekannte Meisterzeichen beglaubigte
Arbeit Veits ist die Grabplatte des 1493 verstorbenen Erzbischofs
Zbigniew Olesnicki im Dom zu Gnesen beinahe gleichzeitig mit
dem Krakauer Königsgrabmal entstanden, mit dem es auch im
Material den roten Marmor und die harte Marmorbehandlung
gemein hat. (Fig. 5.) Am Schlusse der lateinischen Grabschrift,
die die im flachen Relief gearbeitete Porträtfigur des Vorstorbenen
ımschliesst, ist hinter dem Todesjahr Stoss’ bekanntes Meister-
zeichen hinzugefügt.®) Das Antlitz zeigt harte Züge, und wie
9eim Krakauer Grabmal bilden die Falten auf der Stirne scharf
ausgehöhlte Furchen, Die gezwungene Stellung der Hand, die
ein Buch an den Leib drückt, wird für die späteren Werke des
Meisters typisch und kehrt noch zweimal bei den Engeln wieder,
die hinter dem Bischof das Tuch aufhalten.?) Auch diese Hände
31) Vgl. Sokolowski, Studya historyi RzezZby w Polsce w XV i XVI wieku, p. 4 ff.
3) Von Lepkowski zuerst gefunden. Vgl. Mitteilungen der K. K. Zentral-
<ommission, B. XIII, 1868, p. LI.
36) Vgl. die Handstellung der Frauen auf der fünften und sechsten Münchener
Tafel mit der Darstellung der zehn Gebote, die ich im Jahrbuch der K, preuss.
Kunstsamml. B, XXI, p. 185 Stoss zuwies und die durch die Gmesener Grabmnlatte
nacnue Belege bekommen.