Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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wenigsten Pfarrkinder hätten beten können, kaum 100 Personen seien in 
die Kirche gekommen, während jetzt (15066) 4-500 Personen erschienen, 
eben so viele zum Abendmahle gingen und er selbst 50 Krankenbesuche, 
90 Kindtaufen und 20 Hochzeiten nachweisen könne. 
c. Bei Hochzeiten sang man erst einen Psalm, oder es figurierte 
der Lehrer mit den Kindern; hierauf sang man das Kyrie lateinisch, hielt 
die Hochzeits-Vermahnung, colligierte von den Hochzeitsleuten Stipem, nahm 
die Kopulation vor und schloß mit Psalm, Collekte und Segen. 
d. Bei Leichen. In der Regel hielt man eine kurze Leichenpredigt, 
vor und nach welcher 2 Psalmen gesungen wurden. Wurde aber der 
Pfarrer um eine Prozession ersucht, so ging er mit den Schulkindern vor 
die Thüre, sang einen Psalm, während der Prozession den zweiten, am Grabe 
den dritten „Nun laßt den Leib begraben“, hierauf folgte die Leichenrede, 
eine halbe Stunde oder kürzer, je nach der Zeit oder den Zuhörern. 
2. Schule. 
Pfarrer Fabricius will 1557 keinen einzigen Schüler in der 
Kirche gefunden haben; der frühere Pfarrer Johann Pfister hätte sich 
um die Kirche gar nichts angenommen, dagegen hätte der Lehrer, ein 
Vagant und alter Soldat, sich in der Regel mit zerlumpten Hosen und im 
Kitlel vor das Pult gestellt, irgend etwas vorgelesen, dann mit Gesang 
und Collekte geschlossen, worauf das Volk ganz unordentlich aus der Kirche 
lief. Nunmehr (1566) seien schon 86 Schulkinder da, welche ein ordent— 
licher Lehrer, der Choral- und Figural-Gesang als ziemlicher Musikus 
verstehe, unterrichte, und welche zweimal jährlich kommunicieren, ja nicht 
nur lateinisch leruten, sogar kürzlich Comoediam Susannae in Gegenwart 
und zur Bewunderung Vieler aufgeführt hätten. Jährlich einmal sei ein 
Kreuzgang „in das Grüne“ mit den Kindern aufgeführt worden, mit 
Gesang durch die Straßen des Fleckens; der Lehrer werde aus dem Almosen 
mit jährlich 58 fl. bezahlt, wie der Totengräber mit 4 fl., welch' letzteren 
sedoch die Gemeinde bestellt. 
3. Rirchen⸗-⸗Ornat und Rirchenzucht. 
In die Kirche hätte er jetzt (1566) angeschafft 1 Chorrock, 1Bibel, 
1 Agendenbuch, eine neue Kanzel, weil die alte doch gar zu eng, und letztere 
sei am St. Michaelstag 1568 eingeweiht worden. Das Kirchen⸗Aus- und 
Einlaufen während der Predigt, das Schlafen während derselben 
sei durch eigens bestellte Leute abgestellt, und so noch mancher 
andere Unfug verhütet worden. 
Weil aber Er als Pfarrer solche labores nicht alle allein versehen 
könne, so bitte er den hohen Rat um einen Caplan, wozu er seinen Lehrer 
vorschlage, welcher schon öfters zur Zufriedenheit gepredigt hätte. 
4. Vfarrhof. 
Dieser sei total baufällig, allein der Domprobst als Lehensherr wolle 
pon einem Neubau nichts wissen, und sage, wer ihn habe herunterkommen
	        
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