Sozigle Fürsorge
wurde vom Direktor des Berufsamtes, einem Vertreter der Arbeitgeber und zwei Vertretern
der Arbeitnehmer.
Die Direktion des Amtes hat besondere Aufmerksamkeit auch dem Studium der Be—
rufspsychologie und der Psychotechnik zugewandt. Sie steht in enger Fühlung
mit namhaften Vertretern dieses Gebietes. Zur Vorbereitung der praktischen Einführung
psychotechnischer Eignungsprüfungen in Berbindung mit dem Berufsamte hat die Direktion
sich die Lizenz und die Oetailskizzen zur Nachfertigung der hierzu notwendigen Apparate bei
Professor Dr. Mo se de in Charlottenburg erworben. Die Mittel hierfür (3800 AM) hat sie sich
durch freiwillige Gaben hiesiger Industriefirmen verschafft.
Wir haben uns z. B. bei der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, in den Siemens—
Schuckertwerken, bei Löwe in Berlin durch Vorführungen überzeugen lassen, daß man nicht
nur die körperliche und geistige Veranlagung festzustellen vermag, sondern daß man durch aus—
gewählte, einfache Experimentalprüfungen die Mehrfachhandlung (Fähigkeit des
Jungen, Verschiedenes gleichzeitig aufzufassen), das Maßg edächtnis, die Beobach—
tungsgabe, das Augenmaß, den Formensinn, das Formengedächtnis,
das Gewichtschätzen, den Tastsinn u. a. wirklich festzustellen vermag. Wir würden
deshalb vorschlagen, derartige Prüfungen auch beim städtischen Berufsamte einzuführen, sobald
eine richtige Kraft, die ihr Hauptamt in den Bolksbildungskursen in Nürnberg auszuüben hätte,
ausfindig gemacht ist.
Eines gründlicheren Ausbaues bedarf noch die Mitwirkung des Schularztes bei
der Berufsberatung. Die Schulärzte sollen die Eignung oder Nichteignung für bestimmte Be—
rufsgruppen feststellen und dem Berufsamte die Fragen genau beantworten, wie sie der ein—
geführte Individualitätsbogen zur Erforschung der körperlichen Beschaffenheiten enthält. Von
der schon beschlossenen Aufstellung zweier hauptamtlicher Schulärzte, in⸗
sonderheit auch des Psychiaters, verspricht sich das Berufsamt einen wesentlichen Fortschritt,
besonders wenn die Herren ihr Wirken auch auf die Fortbildungsschule erstrecken. 9—
Sehr viel Mühe und Arbeit brachte dem Berufsamt die plötzliche Ve rlegung des
Schuljahresschlusses vom Sommer auf das Frühjahr. Sie verursachte eine eifrige
Zusammenarbeit mit der Berufsfortbildungsschule und der Handwerkskammer, um Lehrstellen
in höherer Zahl zu gewinnen.
3. Städtisches Demobilmachungsamt.
Persönliches. In der Zusammensetzung des Oemobilmachungsausschusses haben sich
im Laufe des Jahres 1920 folgende Anderungen ergeben: a) An Stelle des Kaufmanns Claus
ODrescher (Arbeitsgemeinsch. der kaufm. Verbände) wurde Kaufmann Oskar Mittel—
bach als Mitglied ernannt. bp) Im Sinblick auf die Min.Entschl. vom 14. April 1920, nach
welcher zur Durchführung der Freimachungsverordnung Frauen als Mitglieder in die Demobil—
machungsausschüsse aufzunehmen waren, wurden berufen: als Vertreter der Arbeitgeber:
für die Handelskammer Nürnberg: Frau Marie Sitz als Mitglied, Frau Agnes Gerlach als
Stellvertreterin; als Vertreter der Arbeitnehmer: für die Vereinigten Gewerkschaften:
Frau Marie Brand als Mitglied, Frau Dorothea Me tz als Stellvertreterin; für den Verband
der weiblichen Handels- und Büroangestellten: Frl. Mina Möbius als Mitglied, Frl. Margar.
Müller als Stellpertreterin. Zur Wahrung der Parität in der Zusammensetzung des Aus—
schusses wurden die bisherigen Stellvertreter auf Arbeitgeberseite: Bez. Amtmann a. D. und
Syndikus Hans Schreyer und Kommerzienrat Hans Leonhardty zu Mitgliedern er—
nannt. In den dem Demobilmachungsausschuß zur Seite stehenden Prüfungsausschuß
wurden gleichfalls Frauen gewählt.