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fmerer Abbruch gefhehen wäre. Manchen Reichstag hat-
ten die Kaijer in beiden Städten abgehalten. Auf zwei
Ereigniffe au3 der früheren Sefchichte jedoch waren fchon
der Beit die Nürnberger befonders {tolz. In ihren Mauern
Fant auf einent folchen Reichstag im Iahre 1355 die for
genannte goldene Bulle zufiande, welche allerdings erft
Jahres darauf zu Meß veröffentlicht wurde. Mit dem
Namen der goldenen Bulle bezeichnete man nämlich die
Urkunde, welde die Vorfchriften über die Wuhl der deut-
jhen Kaifer enthielt. Und in viefelbe Stadt, in weldher
Jolch wichtiges Merk vollbracht war, wanderten im Jahre
1429 auch die deutfhen Reichstleinodien, Schwert und
Zepter, Krone und Kaifermantel. Die find dort auf-
bewahrt bis zu der Zeit, wo unter des erften franzöfijchen
Kaifer Napoleons Schalten und Walten des alten Reiches
leßte Herrlichkeit zujammenbrad.
Die Nürnberger von damals waren aber nicht nur
ftolz auf die Vergangenheit ihrer Stadt, oder gar auf
den vollen Säckel der einzelnen Bürger, fie ließen fich
alles Exrnjtes, was gut und fhön ift, herzlich angelegen
fein. Echte Frömmigkeit, wadrer Bürgerfinn wurden ge-
ehrt und geheat, gelehrte Männer und feine Künftler Lonn-
ten nirgend fo zahlreich getroffen werben , denn in der
Stadt Nürnberg. Sie fhufen in Stein, Marmor und
Erz Denkmale und Kunftwerke, welche noch heutigen Tages
Staunen und Bewunderung wach rufen. AYud der große
Maler Albrecht Dürer ift ein Nürnberger Kind gewefen.
Man kann noch Heute länger, denn eine Woche, fYau-
Tuftig in der Stadt verweilen und alle Taae etwas Neues
aus alter Zeit Fennen lernen.
Auf Erden erkannte Nürnberg keinen andern Heuın
und Nicter über fihH an, als den deutjhen Kaifer, denn