Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg des Jahres 1919 (1919,1 (1920))

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Wohlfahrtspflege 
Den Krippenanstalten Neugroßreuth, St. Leonhard, Gostenhof, Lichtenhof, der Pflege— 
und Krippenanstalt und dem Mutter- und Säuglingsheim des deutsch-evangelischen Frauen— 
bundes konnte auf ihren Antrag in Rücksicht auf die hohen Milchpreise ein Drittel der Ausgaben 
für Milch von der Stadt ersetzt werden. Im April 1919 wurde beschlossen, daß zur besseren 
gesundheitlichen Uberwachung der Kostkinder die Pflegemütter die ihnen anvertrauten 
Kostkinder bis zur Vollendung des 1. Lebensjahres alle 13 Tage in den Mutterberatungsstellen 
vorzustellen haben und für jeden Besuch der Mutterberatungsstelle eine Vergütung von 14 
erhalten sollen. Am 285. Juli erhielt die städtische Säuglingsfürsorge eine Liebesgabensendung 
aus England, bestehend aus 2000 Stück Gummisaugern. Des weiteren erhielt sie aus einer 
Liebesgabensendung des schwedischen Roten Kreuzes einen Posten Säuglingswäsche zuge— 
wiesen. Die Sauger wie die Wäsche wurden unentgeltlich an die Verbraucher abgegeben. Aus 
dem Ergebnis einer in ganz Deutschland veranstalteten Sammlung „Deutschlandspende für 
Säuglings- und Kleinkinderschutz“ wurden dem Stadtmagistrat 60 000 M überlassen, die er 
dem Fonds für Exrrichtung eines Mütter- und Säuglingsheimes zuwies. n 
bh. Berufsvormundschaft. 
Entwicklung. Ende des Jahres 1919 standen 24060 Mündel unter städtischer Berufsvor— 
mundschaft. Es handelte sich hierbei lediglich um Vormundschaften, welche kraft Gesetzes deshalb 
zu übernehmen waren, weil dem Ortsarmenverband Nürnberg die Fürsorge oblag, oder Kostkinder 
oder Fürsorgezöglinge in Frage kamen. Oer Kassenverkehr nahm erheblich zu. Selbst bei Be— 
rücksichtigung des größeren Zeitraumes im Berichtsjahre ist immer noch eine dreifache Mehrung 
im Geldverkehr gegenüber dem Vorjahre zu konstatieren. Die eingezaählten Gelder setzen sich 
zur Hauptsache aus Unterhaltsrenten und Abfindungssummen, außerdem auch aus Waisen- 
centen und Anterstützungen aus Militärkassen und kleineren Zuwendungen (3. B. in Vachlaß— 
sachen) zusammen. Soweit nicht die einbezahlten Gelder zur Bestreitung des Lebensunter— 
haltes bereitzuhalten waren, wurden sie teilweise in Wertpapieren, teilweise auf Sparbuch 
angelegt. Ein Teil wurde an die städtische Armenpflege zur ganzen oder teilweisen Befriedigung 
für deren Aufwendungen überwiesen. Ende März 1920 waren in 380 Sparbüchern M909 M 
angelegt. Bei der Bayerischen Staatsbank Nürnberg waren im gleichen Zeitpunkte 215 800 M 
in Wertpapieren hinterlegt. Das sprunghafte Hinaufschnellen all dieser Ziffern gegenüber 
den Vorjahren steht im Zusammenhang mit der Tatsache, daß nicht allein die Zahl der zu führen⸗ 
den Vormundschaften von Jahr zu Fahr gewachsen ist, sondern sich auch der Aufgaben— 
komplesx der Berufsvormundschaft durch die kriegswirtschaftlichen Verhältnisse auf dem Gebiete 
der rechtlichen und persönlichen Fürsorge ganz bedeutend erweitert hat. Insbesondere war 
es notwendig, auf angemessene Erhöhung der den veränderten Zeitverhältnissen nicht mehr 
entsprechenden Unterhaltsrenten hinzuwirken. Als Unterhaltssätze billigten die Gerichte je 
nach dem Stand der Mutter vierteljährlich 1803600 (00 180) .M zu: Auch die Geltendmachung 
der Kinderbeihilfen, Waisenrenten. Teuerungszulagen usw. trat als ausgiebiges Arbeitspensum 
besonders hervor. 
c. Hauptstelle für Jugendfürsorge. 
Betrieb. Das Lehrlings- und Jungmännerheim, Adam-Klein-Straße 6, das während des 
Krieges als Lazarett Berwendung gefunden, wurde am 1. Juni wieder eröffnet. Bei der Kriegs- 
patenversicherung wurden weitere 1144 Kriegerwaisen mit Kriegspaten bedacht, so daß die Zahl 
der nunmehr abgeschlossenen Kriegspatenversicherungen 3500 mit einem Bersicherungskapital 
von etwa 700 000 M beträgt. Die bisher einbezahlten Bersicherungsprämien belaufen sich auf 
annähernd 400 000 M. Diese Zahlen geben ein erfreuliches Bild von dem Opfersinn der Nürn— 
berger Bevölkerung. Da die laufenden Ausgaben für den Betrieb der gesamten Fugendfürsorge
	        
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