Brief von Tuchers an von Andlaw.
München den 0. Feb. 1875.
Excellenz!
Eine mir zugekommene Notiz deren Relevance ich mir
allerdings zur Zeit wenigstens nicht vorstellen kann, glaube
ich Ihnen doch mittheilen zu sollen, für den Fall sie etwa
durch andere mir unbekannte Umstände an Werth gewönne.
Gutsbesitzer Weitzel schreibt mir gelegentlich einer
an mich gerichteten Bitte, daß dem M.(üller) über welchen
er uns so viele Mittheilungen gemacht hat, die Pension
entzogen worden sei. Von wem er solche seither bezogen
hat, schreibt Weitzel nicht. Dieser fügt auch bei daß die
Kinder auf: der Gasse demselben ungestraft Kaspar
Hauser nachrufen.
Seit ich Baden verlassen habe und aus dem bayer.
Gebirg hieher zurückgekehrt bin, ist mein allgemeines
leibliches und geistiges Wohlbefinden vortrefflich, nur hat
die hiesige Luft mein Halsleiden wieder ganz auf den
alten Stand zurückgeführt, so daß ich fast mit Bestimmt-
heit voraussehe daß mein Arzt mir wieder für die ersten
Frühlingsmonate Baden ordiniren werde. So unlieb mir
das der lieben Ordnung und Gewohnheit, dann meiner
Kinder und Enkel willen auch wäre, so würde mir das
doch das Vergnügen bereiten Ihnen meine Verehrung
wieder bezeigen zu können mit der ich stets verbleibe
Euer Excellenz
N. 5. gehorsamster
M. hat doch wohl G. Freih. von Tucher.
von keiner anderen Seite
her Pension bezogen als von Baden.
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