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Hypothesen.
Daumer fällt eine Ansbacher Dame (Henriette?) bei einem ähnelnden
Bilde „in Ohnmacht“, ein alter Mitschüler Hausers in Nürnberg
wählte aus 6 Kasparbildern, die ich ihm vorlegte, richtig den Prin—
zen. Man kennt ja die verschönernde Wirkung der Phantasie auf
die Entfernung nach Raum und Zeit, daher die Enttäuschung, wenn
man das so verschönerte Bild in der Wirklichkeit wiedersieht.
Über ein am 2. Juni 1813 als Hans Alexander Bernhard
eingetragenes Kind machte ein Kirchenbuchführer in Weimar den
30. Januar 1834 Anzeige (eine Aufforderung, Nachricht zu erteilen,
enthält Nr. 3 des zu Hildburghausen in der Expedition der Dorf—
zeitung erscheinenden Plauderstübchens), das Gericht zu Ansbach
beschloß aber „keine Recherchen zu pflegen, weil die Geburt durchaus
mit keinen verdächtigen Umständen begleitet war noch auch nur die
entfernteste Vermuthung dafür vorliege, daß dieses Kind Kaspar
Hauser sein könnte.“
In demselben Bande seiner Annalen, in dem Hitzig eine schüch—
terne Antikritik wider Merker aufnahm, schrieb Professor Karl Ernst
Jarcke (VIII. S. 138): „Wir geben zu, daß Margarethe (es ist die
Schwärmerin M. Peter zu Wildenspuch gemeint, die sich 1823 kreu—
zigen ließ) eine Lügnerin, daß sie in ihrem innersten Wesen unwahr war.
Aber wir machen auch zugleich auf die, so häufig bei vielen Lügnern
vorkommende, höchst merkwürdige und doch so wenig beachtete Er—
scheinung aufmerksam, daß sie, nach und nach, endlich dahin kommen,
ihre eigene Lüge fest zu glauben.“ Niemals war jemand
mehr in einer Lage, es soweit zu bringen als Kaspar Hauser, seit
dem Sommer 1828 das Wanderziel von Tausenden von Besuchern.