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Ebene gelegene Stadt, einst doch noch eine Wasserstrasse,
die sie viele Jahrhunderte so schmerzlich vermisst hatten,
erhalten sollte! An der Hafenseite gegen die Stadt sind
Lagerhäuser erbaut, gegenüber sehen wir grosse Holz-
massen aufgeschichtet, mit denen die holzreichen Ge-
genden Nicderbayerns die nürnberger Fabriken versehen.
Die Schiffe und der Verkehr bringen ein reges Leben
hier auf diese Westseite der Stadt, wo auch zwei Eisen-
balınen (nach München und Bamberg) ihre öfteren Züge
vorübersenden; daher wenden sich die Spaziergänger
gerne nach dieser Seite, welche durch die anschnlichen
Dörfer Steinbühl und Schweinau, dem Sitz vieler für
den städtischen Handel arbeitenden (Gewerbsleute (na-
mentlich Katholiken, die in der Stadt früher nicht zuge-
lassen wurden, zogen sich hieher) schon vor dem Bau
des Kanals und der Eisenbahn zu den belebteren der
Stadt gehörte. Durch die Vorstadt Gostenhof gelangen
wir an das Spittler-'’hor. Die Vorstadt selbst war ur-
sprünglich ein Dorf, gehörte Anfangs den Burggrafen,
dann den Waldstromern, die den Ort 1477 an die Stadt
verkauften. Der sogenannte Volkamers Garten in
dieser Vorstadt, der von dem Kaufmann Johann Volkamer
(starb 1661) angelegt wurde, genoss im 17. und 18. Jahr-
hundert wegen seiner schönen Anlage und seiner seltenen
Gewächse (er hatte in Nürnberg die erste Orangerie) eines
grossen Rufes. Seit 1847 besitzt die Vorstalt eine An-
stalt, die zwar nicht zur Annehmlichkeit der Umgehung
beiträgt, aber doch von grossem Nutzen für die Einwohner
ist, das Gaswerk für die städtische Gasbeleuchtung. In
der Nähe des Spittler-Thores, gegen das Hallerthörchen
hin, drängen sich mehrere der besuchtesten Vergnügungs-
Gärten der Nürnberger zusammen; in den Sommermonaten
ist hier das regste Leben und Musik erschallt von allen
Seiten. Die Rosenau, dem Kaufmann Wiss gehörig,
ist eine dem geselligen Vergnügen übergebene Anlage,
wie sie kaum irgend eine Stadt schöner aufzeigen kann.
Die Restauration liegt mitten in einem ansehnlichen Teich
auf einer grossen Wieseninsel, die von gefälligen Baum-
gruppen umgeben ist; auf der Höhe, an der Fürther
Strasse, thront ein im orientalischen Style nach Art der
Alhambra gebautes Wohnhaus der Wiss’schen Familie.
Diese schöne Besitzung war am Anfang dieses Jahrhun-