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„Freilich fiel mir der Abschied von den tapferen
Kameraden schwer, aber es mußte sein, und so betrat
ich nach Verlauf von zwölf Tagen den deutschen Boden
wieder. Daß ich dann heimzog, mir ein trautes Weib
nahm und eines, zwar kurzen, aber süßen Glückes
genoß, wißt Ihr ja Alle selbst.“ —
„Bravo, Vetter!“ rief der dicke Pfragner Gersten—
laub vor der andern Seite des Tisches herüber; wenn
der König zu uns kommt, macht Ihr ihm Eure Reverenz;
er gedenkt sicherlich noch der Geschichte.“
„Woll'n sehen,“ schmunzelte der alte Gerhard.
„Dergleichen Leute haben immer so viel zu denken
und zu thun, daß sie solche Kleinigkeiten gern ver—
gessen. Ueberdieß sind ja auch schon neunzehn Jahre
seit der Affaire bei Dorpat verlaufen. — Gertrud,
eingeschenkt!“
Sobald das Mädchen gethan, wie ihr geheißen,
stand Burgmann auf und sprach: „Jetzt, Freunde,
laßt uns Gott danken, daß er uns in dem schwedischen
Helden einen Beschützer gesendet hat; ohne ihn gäbe
es keine Lutheraner mehr im deutschen Reich. So
recht von Herzen breche ich deshalb in den Ruf aus:
Es lebe Gustav von Schweden!“
Ein jubelndes Vivat und das Leeren aller Krüge
war der Gesellschaft Erwiderung.
„Und nun noch Eins, liebe Nachbarn. Heute wurde
mir ein Brief zugestellt; geschrieben von einem Flüchtling,
der bei den Meisten von Euch wahrscheinlich schon
längst verschollen ist; von wem meint Ihr wohl?“
Die Gäste riethen hin und her, keiner traf es.
„Wohlan, so will ich es Euch mittheilen,“ sprach
Burgmann lächelnd. „Von Gerhard Ammon, dem