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ten, wohl vor allem ihr liebfte8, ihr Hauptgefchäft, wobei fie
treulich das Hauswefen ihres lieben Tobias beforgte und zu
ihrer Erholung mit ihm und gleichgefinnten Seelen fi durch
Sefang und gemeinfchaftlihes Gebet erquiefte, mit ihm die
Kranken befuchte, Nothleidende verforate, Trauernde tröftete,
Sterbende mit ihrem Sebet und ihrer mildthätigen Liebe zur
Pforte der Ewigkeit geleitete.
Xhre Seele hing auch an den lieben Kleinen, die fie mit
heißem Sebet und Thränen an das Tageslicht der Ewigkeit ge=
boren, mehr noch als eine Mutter an dem Säugling, den fie
ans irdifche Tageslicht geboren. Lieber Lefer! ich muß hier
abermals, fo germ ich auch das aus guten, ernften Gründen
vermeiden möchte, eine Sefchichte erzählen, welche in die Traum
welt hinüberfpielt. Magft du dir dabei denken, was du wilff,
mir, wie meiner Freundin, {ft fie ein Beweis (%): daß die
Seelen auch da jenfeit8 ihrer Lieben gedenken, mit und in je=
ner Liebe, welche nie aufhört.
Eine Freundin des Herrn, die auch mich würdiget, mich
ihren Freund zu nennen (möge fie doch auch da jenfeits mif
jener Liebe, welche nicht den Staub liebt, fondern nur das,
was Dich, o mein Sott liebt, zu mir fagen Fönnen: „mein
Freund! “), hatte auch als Kind von der feligen Felicitas
die erften Eindrücke des ewigen Lebens empfangen. Nach dem
Tode der lieben geiftlichen Mutter geriefh meine Freundin {in
äußere VBerhältniffe, wo e& gar nahe daran war, daß jene fez
Ligen Eindrücke verlöfchen wollten. Und gerade in der Zeit
der größten innerlichen Gefahr träumte c& ihr faft jede Nacht,
die felige Felicitas, als verklärter, vollendeter Seift, trete
allenthalben, wo fie ging, auf der Straße und im Haufe, zu
ibr, ermahnte fie, ermunterte und erinnerte fie an das eine
Nothwendige.
Die Folgezeit hat gezeigt, und Deine Ewigkeit wird e6
noch mehr zeigen, daß diefes Saamenkorn, von der feliger
Felicitas ausgefäet, nicht unfruchtbar gewefen. Im mein
Bott! auch wir Siechen im Staube freuen uns an jeder Boll=
Schubert, Kießlina’s Leben.