Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1909 (1909 (1911))

Erste Abteilung. 
Denkwürdige Vorfülle. 
Erster Abschnitt. 
Denkwürdige Begebenheiten im allgemeinen. 
27. Januar. Geburtstag Seiner Majestät des Deutschen Kaisers Wilhelm II. 
Zur Feier des Geburtstages des Kaisers wurde am 27. Januar 
abends 7 Uhr in dem schön geschmückten Stadtparksaale ein Festmahl 
veranstaltet, an dem zahlreiche Vertreter der Bürgerschaft teilnahmen. 
Der Gemeindebevollmächtigte Stadtschulinspektor Konrad Weiß brachte 
den Trinkspruch auf den Prinzregenten aus; Pfarrer Dr. phil. Friedrich 
Rittelmeyer hielt die Festrede auf den Kaiser. 
Einweihung des Neubaues der Kleinkinderbewaähranstalt in Lichtenhof an 
der Gudrunstraße. 
Der Neubau wurde nach den Entwürfen des Architekten Gottlieb 
Lampert von dem Maurermeister Georg Hoffmann errichtet. 
5. u. 6. Februar. Hochwasser. 
In der zweiten Hälfte des Januar 1909 gefror der schneefreie Boden 
des gesamten Pegnitzgebietes und machte ihn für Wasser undurchlässig. 
Anfang Februar trat ein Witterungsumschlag ein und brachte starken 
Schneefall. Durch den nachfolgenden wolkenbruchartigen Regen, der 
die Schneedecke ungemein rasch zum Schmelzen brachte, wurden große 
Wassermassen zum Abflusse frei, die zunächst das breite Pegnitztal über— 
schwemmten. Die starken Zuflüsse aus den Seitentälern führten zu Hoch— 
wasser, wie es seit 1849 nicht mehr beobachtet worden war. In Nürnberg 
war am 4. Februar noch kein besonderes Steigen der Pegnitz zu be— 
merken; der Pegelstand betrug vormittags 11 Uhr, 25, nachmittags 5 Uhr, 40 
und nachts 11Uhr, 60cm. Am Freitag, den 5. Februar nachts gegen 1 Uhr 
kam die Flut mit großer Schnelligkeit. Das Wasser stieg bis 1Uhr bereits 
auf 2,70 m und erreichte 8 Uhr früh die noch nie dagewesene Höhe von 
4,67 m. In Hersbruck betrug der höchste Wasserstand nachts 121/2 Uhr, 
2,88 m und in Lauf vormittags 3 Uhr, 8,19 m. Das Wasser über— 
schwemmte alle Straßen in den niedrig gelegenen Stadtteilen längs der 
Pegnitz, lief durch die Obstgasse über den ganzen Marktplatz um den 
Schönen Brunnen und durch die Waaggasse. In verschiedenen Straßen 
hatte der Wasserstand eine Höhe von 3 bis 4m. Das Wasser in den 
Straßen glich einem reißenden Strom und richtete großen Schaden an. 
Nach 9 Uhr vormittags ging das Wasser langsam zurück; am 6. Februar 
gegen Mittag war der Hauptmarkt und der Maxplatz wieder frei von 
31. Januar.
	        
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