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weniger wegen der auf 40,000 fl. berechneten Bauplatzkosten-Summa,
Widerspruch und Suspension, als vielmehr,
„weil die bevorstehende Gerichtsorganisations-Anderung erwarten
lasse, daß das kgl. Kreis- und Stadtgericht Fürth aufgehoben werde,
„wodurch dessen frei und entbehrlich gewordenes Gebäude mit wenigen
Unkosten zum Rathaus umgeschaffen werden könnte.“
Zur Ratlosigkeit über den Bauplatz gesellte sich somit die neue Be—
sorgnis über den Verlust des Gerichtssitzes, dann eine weitere Agitation
im Erlangung eines Landgerichtes. Man kam auf das alte Projekt zu—
rück, auf die Ärea der Realschule ein einfaches dreistöckiges Haus für die
Magistratur zu bauen, und erst nach heißen Debatten beschloß man am
31. Mai 1827, wenigstens das Glockenwirtsanwesen zu erwerben.
Nun ruhte auf einmal alles fast 4 Jahre lang. Jedermann schien
ermüdet durch die fortwährende Erfolglosigkeit aller Projekte, nur Bürger—
meister Bäumen konnte es nicht verschmerzen, einen 11jährigen Kampf
ganz ohne alle Resultate geführt zu haben. Als 1882 der Generalkom⸗
missär und Regierungspräsident v. Mieg gelegentlich einer Inspektions—
reise nach Fürih kam, stellte er ihm muͤndlich die ganze Sachlage dar,
und drängte ihn zur Interzession von Oberkuratel wegen, was denn auch
einen Befehl vom 5. Januar 1832 zur Folge hatte.
Um diese Zeit wurde das Gastwirtsanwesen „zum roten Roß“ feil,
und weil man schon lange ein Lokal zu einer Schranne und Stadtwage
entbehrte, deren Besitz der Kommune voraussichtlich eine gute Rente ab—
werfen mußte, beantragte Bürgermeister Bäumen den Ankauf des An—
wesens.
Der Magistrat lehnte Bäumens Antrag ab, die Gemeindebevoll—
maͤchtigten aber stimmten ihm zu, in der Hoffnung, das Anwesen „zum
roten Roß“ seinerzeit gegen das Glockenwirtsanwesen vertauschen zu kön—
nen und hiedurch einen billigen Rathausplatz zu gewinnen. Im März
18832 zeigte sich auch der Magistrat dem Projekte willfähriger, weil der
Preis des Glockenwirtsanwesens auf 22,000 fl., jener des Roßwirtshofes
auf 18,000 fl. gemindert wurde.
Während dieser erneuten Unterhandlungen bot Kunstdrechster Reich
am 8. August 1832 seinen Garten nächst der katholischen Kirche als Bau—
platz um 4000 fl. an; hätte man geahnt, daß sich 10 Jahre später in
dieser Richtung, infolge der Eisenbahn-Anlage die Stadt so massenhaft ver—⸗
größern würde, so hätte man der Stadt durch Annahme dieses Platzes
36,600 fl. ersparen können; allein die wohlmeinenden Vorschläge des Bür—
germeisters Bäumen und einiger Mitglieder beider Kollegien wurden durch
die Ansicht der Majorität, das Rathaus in der Mitte der Stadt sehen zu
wollen, überstimmt, und es kam infolge des Beschlusses des Magistrats
dahin, wenn das Glockenwirtsanwesen nicht angekauft werden könnte, da⸗
für das Weinwirt Mößner'sche Anwesen zu acquirieren.
Bürgermeister Bäumen schloß im Einverständnisse mit dem tüchtigen
und gewandten Vorstande der Gemeindebevollmächtigten, Kaufmann Konrad
Gebhardt, unter Zugeständnis des Magistrats und der Gemeindebevoll—
mächtigten schnell den Kauf des Roßwirtsanwesens zu 16,000 fl. ab, in