Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1911 ((1911) 1912)

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Städtische Betriebe 
An Sonderwagen wurden gestellt: zu den Siemens-Schuckertwerken und der Maschinen— 
fabrik Augsburg-Nürnberg 11 (10) Triebwagen und 21 (13) Beiwagen, zum Stadttheater 
5 (5) Triebwagen und 1 (1) Beiwagen. 
Die im Vorjahre versuchsweise eingeführte Betriebsgausdehnung in den Abendstunden 
wurde nicht allein im Winter beibehalten, sondern dahin erweitert, daß der Betriebsbeginn 
um eine halbe Stunde früher gelegt wurde. Die Einführung von Arbeiterkarten nötigte zu 
dieser Verkehrsausdehnung. 
Mehrfache Anregungen, den für die Stadtgebiete Nürnberg und Fürth giltigen 
10 Pfg.Einheitstarif zu ändern, wurden nicht weiter verfolgt, dagegen wurden die Preise 
bei Dauerkarten mit Ausnahme der Schüler- und Arbeiterkarten vom Jahresbeginn 1911 
ab erhöht. 
Der Preis der Netzkarten einschließlich Steuer wurde von 10,20 auf 12,90 M 
pro Monat hinaufgesetzt. Die Streckenkarten, welche bisher ohne Rücksicht auf die kilo— 
metrische Entfernung 6,20 „6 kosteten, wurden dreifach abgestuft. Für Entfernungen bis 
4 km wurde der bisherige Preis von 6,20 6 beibehalten, für Entfernungen bis 6 km wurde 
der Preis von 7,70 M und für Entfernungen über 6 km der Preis von 9.20 eingeführt. 
Eine Begrenzung der Zahl der Fahrten fand nicht statt. 
Wenn auch diese Erhöhungen anfangs eine beträchtliche Abwanderuug zu gunsten 
der billigen Arbeiterkarten nach sich zogen, so darf, abgesehen von der erzielten Mehreinnahme 
in Höhe von 63 506,71 M, von einem beträchtlichen Erfolg insofern gesprochen werden, als 
der Ausfall an Fahrten auf Netz- und Streckenkarten dem Barverkehr zu statten kam. 
Die bisher mit der Kgl. Oberpostdirektion vereinbarten Verträge über Abgabe von 
im Preis ermäßigten Beamtenkarten wurden bei ihrem Ablauf nicht erneuert. Die finanziellen 
Begünstigungen kamen in Fortfall, dagegen wurde die Vergünstigung beibehalten, daß die 
Karten unpersönlich giltig sind. 
Die längste Strecke, die mit einem 10 8-Fahrschein zurückgelegt werden kann, 
beträgt 11,52 km (Stadtgrenze Fürtherstraße bis Erlenstegen). 
Über die Witterung ist zu berichten, daß am 6. April aus Anlaß der starken 
Kälte die bereits beseitigten Wagenheizöfen auf mehrere Wochen wieder eingebaut 
werden mußten. Ein am 29. Juli niedergegangenes Gewitter verursachte zahlreiche Blitzschäden 
an den elektrischen Einrichtungen. Die im Sommer herrschende tropische Hitze erschwerte 
dem Fahrpersonal den Dienst erheblich, sodaß besondere Maßnahmen zur Diensterleichterung 
notwendig wurden. Die Temperatur, im Schatten gemessen, erreichte bisweilen 360 C. 
Nachdem die Erfahrungen mit der Erhöhung der Reisegeschwindigkeit derart günstig 
waren, konnte sich der Stadtmagistrat trotz wiederholter Eingaben nicht dazu herbeilassen, 
die aufgehobenen, für die Allgemeinheit bedeutungslosen Haltestellen wieder einzuführen. 
Ebensowenig wurde den wiederholt gestellten Gesuchen, das Verbot der Mitnahme von Hunden 
in die Straßenbahnwagen aufzuheben, entsprochen. 
Für Beamte und Bedienstete der Stadtgemeinde Nürnberg wurden 480 (945) und 
für Fürth 84 (178) Freifahrkarten ausgestellt. An Stelle der eingezogenen Freifahrkarten 
wurden Dienstfahrscheine zur kostenlosen Benutzung der Straßenbahn eingeführt. Im ganzen 
wurden 167 320 Scheine verausgabt. An charitative Vereine und im Dienste der öffentlichen 
Wohlfahrt stehende Personen wurden 196 (155) Freifahrkarten abgegeben. Weitere 48 (80) 
Freifahrkarten erhielten geistig zurückgebliebene Kinder, welche in dürftigen Verhältnissen 
leben und zum Besuche von Hilfsschulen weite Wege zurückzulegen haben. 
UÜUber die im abgelaufenen Jahr aufgetretenen Unfälle ist zu berichten, daß 14 (19) 
schwere Verletzungen vorkamen. Von diesen betrafen 9 (13) Fälle Fußgänger und 5 (G6) Fälle 
Fahrgäste. Haftpflicht lag in keinem Falle vor.
	        
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