Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für die Jahre 1913 und 1914 (1913/14 (1917))

Vierter Abschnitt. Die Entwicklung des Stadthaushaltes. 847 
beim nächsten Rechnungsabschlufs lagen wieder mehr als 8000 G"8 in 
Jer Stadtkasse. Im allgemeinen scheint die durchschnittliche Höhe des 
Betriebsfonds bis 1386 zwischen vier- bis fünftausend ungarischen Gulden 
yeschwankt zu haben. Während des Krieges stieg er auf 13 bis 17000 G“8, 
jedoch nur, um nach dem Friedensschlufs alsbald wieder auf das frühere 
Mafs zurückzusinken. 
Unter den Einnahmequellen der Stadt blieb der Losung auch in den 
achtziger Jahren zunächst noch eine den ganzen Haushalt beherrschende 
Stellung gewahrt. Zu den 96500 &%, welche in der Zeit vom 28. Mai 1380 
bis zum 12. August 1385 insgesamt vereinnahmt wurden, steuerte sie 
zusammen mit dem Ungeld nicht weniger als 58 700 &% bei, und da hiervon 
auf das Ungeld allein höchstens 5 bis 6000 % gerechnet werden können, 
so entfallen auf die Losung ca. 53000 &% oder 55 Prozent der Gesamt- 
einnahme.‘ 
Eine neue Einnahmequelle eröffnete dem Rat die volkstümliche Be 
wegung, die sich im letzten Viertel des vierzehnten Jahrhunderts gegen 
die Juden geltend machte, und die schliefslich zu der bekannten, von 
König Wenzel genehmigten Konfiskation der Judenschulden führte.*) Die 
Beute, welche der Stadt bei dieser Gelegenheit zufiel, das sogenannte 
„Judengeld“, machte schon für die Jahre 1380 bis 1384 rund 7000 &% 
oder mehr als zehn Prozent ihrer Gesamteinnahmen aus. Der eigentliche 
Raubzug aber begann erst im Juni 1385 und warf bis zum August des 
folgenden Jahres für die Losungstube einen baren Gewinn von nicht 
weniger als 58500 % ab, dem bis 1391 noch kleinere Nachlesen folgten. 
Obwohl schon diese aufserordentliche Einnahme genügte, um einen erheb- 
lichen Teil der Kosten des grofsen Städtekrieges zu decken, so trat doch 
eben damals eine wesentliche Verschlechterung der Finanzlage ein, die ihre 
Erklärung weniger in dem Anwachsen der Ausgaben, als in einem be- 
merkenswerten Wechsel der städtischen Einnahmepolitik findet. Die 
starke Anspannung der direkten Steuer mochte den.,davon am meisten 
betroffenen Geschlechtern schon längst lästig sein. Am 7. April 1386 
trat Ulrich Peutinger das Amt eines Ungelters an, und mit seiner Hilfe 
yestaltete der Rat das bis dahin nur sehr schwach entwickelte Ungeld so 
erfolgreich um,?) dafs sein Ertrag im Vergleich zu 1377/78 auf das Acht- 
fache stieg, wogegen die Losung von 1385 bis 1388, also volle drei Jahre 
hindurch, und trotz des in dieser Zeit ausbrechenden Krieges unerhoben 
1) Vergl. Hegel, Chron. I. 111£. 
2) Nach dem Bericht der Müllnerschen Annalen zum Jahre 1390 wurden damals 
für den Wein die noch in den dreifsiger Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts giltigen 
Sätze (vergl. oben 8. 238) eingeführt. Bier zahlte pro Fuder 7, G".
	        
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