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Schulen
Ferienkolonien. Der Verein für Ferienkolonien armer kränklicher Schulkinder
entfaltete seit Gründung dieser Kolonien im Jahre 1881 eine überaus segensreiche Tätigkeit
Es konnten seit dieser Zeit 8629 Kinder in Landkolonien, 808 Kinder ins Ferienhein
Weißenburg und 1080 Kinder in Solbäder entsendet werden. Diese Veranstaltungen üben
nicht nur in gesundheitlicher Beziehung sondern auch hinsichtlich der geistigen und sittlichen
Entwicklung den wohltätigsten Einfluß auf die Kinder aus.
In den Jahren 1913 und 1914 konnten 651532 Kinder berücksichtigt werden. Es
wurden aufgenommen 304 302 Knaben in 8 Landkolonien bei Gastwirten und 304 200
Mädchen im Ferienheim Weißenburg. Außerdem wurden in den Solbädern Reichenhall
und Kissingen noch 43 30 arme kranke Kinder untergebracht.
Leider mußten im Jahre 1914 wegen des Kriegsausbruches die Knabenkolonien einige
Tage vor Schluß der Koloniezeit aus ihren Kolonieorten zurückgerufen werden. Ebenfo
sonnte von den Mädchenkolonien nur die erste Abteilung ihre Erholungszeit ganz genießen,
vährend die zweite Mädchenkolonie am 2. August aus dem Ferienheim Weißenburg abberufen
verden mußte, da das Heim dem roten Kreuz zur Errichtung eines Lazarettes zur Verfügung
gjestellt wurde. Die dritte Mädchenkolonie konnte überhaupt nicht abgesandt werden. Auch
die im Solbad Reichenhall in der dortigen Kinderheilanstalt verpflegten 30 kranken Mädchen
mußten schon nach 8 Tagen hierher zurückkehren, um den Schwestern der Anstalt die Mög—
lichkeit zu geben, sich für den Krieg zur Verfügung zu stellen.
Von der Stadt wurden der Kommission zur Auswahl der Kinder, wie bisher,
entsprechende Räume zur Verfügung gestellt und außerdem ein Zuschuß von 4000 40004 gewährt.
Anläßlich des bevorstehenden 70. Geburtstages Seiner Majestät des Königs
Ludwig III. von Bayern und zum Andenken an ihren verstorbenen Sohn Dr. phil. Alexander
Wacker hat Geheimrat Dr. Alexander Wacker in Schachen und seine Gemahlin eine
Stiftung von 100000 X6 zu Gunsten des Vereins für Ferienkolonien in Nürnberg zwecks
Erbauung eines Ferienheimes für Knaben errichtet. Aufnahme in dieses Heim sollen in erster
Linie Kinder im gegenwärtigen Feldzuge gefallener Krieger oder durch den Krieg in Not
und Bedrängnis geratener Familien finden, sodann Kinder von Angestellten der Siemens—
Schuckert-Werke, G.m. b. H, und der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vormals Schuckert 6 Cie.
und schließlich Kinder, welche die Vorstandschaft des Vereins für Ferienkolonien für würdig
und bedürftig erachtet. Es ist Wunsch und Hoffnung der Stifter, daß das zu errichtende
Heim dazu beitragen möge, die Wunden, die der Krieg geschlagen und noch schlagen wird,
zu lindern, und daß die Kinder, die das Heim verlassen, gesund und widerstandsfähig unserem
Vaterlande dereinst gute Dienste zu leisten vermögen.
Der Verein für Ferienkolonien hat dankerfüllt diese Stiftung angenommen; ist er
doch damit in den Stand gesetzt, auch für Knaben ein Heim zu schaffen, wie er es für
Mädchen schon in Weißenburg besitzt. Mögen alle die hochherzigen Wünsche, welche die
Stifter in der Stiftungsurkunde niedergelegt haben, in Erfüllung gehen und das zu errichtende
Alexander-Wackerhaus eine Quelle des Segens für unsere armen kränklichen Schulkinder werden.
Näheres ist aus dem Jahresberichte des Vereins für Ferienkolonien armer kränklicher
Schulkinder in Nürnberg zu ersehen.
Auch der bayerische Frauenverein vom roten Kreuz ließ in den Berichtsjahren wieder
je 73 Mädchen, die aus den Ulll. Klassen zur Entlassung kamen, die Wohltat eines
nehrwöchigen Landaufenthaltes genießen. Die Mädchen wurden in beiden Jahren in je
JGruppen abgeteilt und zwar reisten je 31 nach Burgthann, 31 nach Pattenhofen bei
Burgthann, 6 nach Neuendettelsau und 5 nach Kloster Schillingsfürst. Der Aufenthalt
erstreckte sich auf 3 Wochen.