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Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen und Wohltätigkeit
Mit Eintritt des Kriegszustandes und Anordnung der Mobilmachung jedoch nahmen die
Rückzahlungen rasch ab, und am 3. August überwogen bereits wieder die Einlagen die Rück.
zahlungen um 17 915,97 MW.
In der Zeit vom 23. Juli bis 8. August 1914 wurden in 10710 Posten 1 155 969,62 40
(ohne Stückzinsen) abgehoben und in 3568 Posten 805 5327. 41 MA eingelegt, also 350 442, 21 M
mehr abgehoben.
Der Ansturm traf die Sparkasse nicht unvorbereitet. Auf die ersten Anzeichen wurden
am Sonntag den 26. Juli 1914 Abwehrmaßnahmen getroffen durch Vorbereitung von Anschlägen
über Sicherung der Sparguthaben, über die Zahlungsbereitschaft der städtischen Sparkasse, über
die fortdauernde Offenhaltung derselben sowie über die Unzweckmäßigkeit der Abhebung von
Beträgen, die nicht dringend notwendig sind. Jene Maßnahmen hielten zwar den plötzlichen
Ansturm nicht auf, trugen aber doch nach und nach wesentlich zur Beruhigung bei.
Der Andrang war so stark, daß zeitweise der Zugang zur Sparkasse abgesperrt und
zur Aufrechterhaltung der Ordnung Schutzmannschaft beigezogen werden mußte. In den alten,
noch bis März des Berichtsjahres innegehabten Räumen wäre die Abfertigung des Verkehrs
wohl unmöglich gewesen.
Während des Ansturms vom 25.-31. Juli 1914 waren die sonst zur Entgegennahme
der Einlagen bestimmten Schalter sämtlich zur Abfertigung der Rückzahlungen benötigt,
weshalb zur Erleichterung und Beschleunigung der Abfertigung von Einlagen auf der ent—
gegengesetzten Seite des Eingangs ein Schalter vorübergehend einzurichten war.
Um die Ansprüche an die Sparkasse in Kriegszeiten befriedigen zu können, hatte die
Sparkasse seit 1909 auf einem Sonderkonto 1000 000 A6 bares Geld bereitgestellt. Außerdem
verfügte sie im eigenen Vermögen neben den jederzeit abrufbaren Vorschüssen der Stadthaupt—
kasse zu 1000 000 A über einen in 1. Klasse lombardfähigen Wertpapierbestand von 26975 00040,
bei der Sicherheitsrücklage über einen solchen von 2619000 M, worauf sie sofort bei der
Kgl. Hauptbank einen Kredit in laufender Rechnung von 20000000 erwirkte. Zur Inanspruch—
nahme dieses Kredits für laufende Bedürfnisse ist es aber nicht gekommen, da nicht einmal
das Guthaben im Sonderkonto voll benötigt war. Die günstige Gestaltung des Geschäfts—
ganges gestattete sogar, Mittel für die zu erwartende Kriegsanleihe anzusammeln.
Aus dem Verlaufe der Krise darf festgestellt werden, daß die für solche Fälle
getroffenen Maßnahmen durchaus entsprochen und das Vertrauen in die städtische Sparkasse
glänzend gerechtfertigt haben.
Bei der Neuregelung des Ausschußwesens wurde der bisherige Sparkassenaus—
schuß aufgehoben. Alle die Sparkasse betreffenden Angelegenheiten werden nunmehr im Finanz-
und Verwaltungsausschuß vorberaten, der als ein besonderer beschließender Ausschuß gemäß
Art. 1060 Abs. J, IIIl und IV der Gemeindeordnung gebildet wurde.
Die Vorbereitungsarbeiten für das neue Sparkassengebäude wurden im
Berichtsjahre 1913 fortgesetzt. Nach den im Jahre 1913 genehmigten Plänen sind die Kosten
für den Sparkassenneubau auf 790000 M veranschlagt. Dazu kommen 10000 Pro-
jektierungskosten und 300000 (15 M für den Quadratfuß) Übernahmepreis für die
städtischen, 1722 qm umfassenden Bauplätze Nr. 21-33 an der äußeren Laufer Gasse.
Das Gebäude erhält eine Hausteinfassade. Für die Sparkasse stehen in den unteren
Geschossen folgende Räume zur Verfügung.
1. Im Untergeschoß befinden sich die für das ausgedehnte Gebäude notwendige Heiz
und Lüftungsanlage, eine kleinere Stahlkammer für die Sparkasse selbst, eine
größere Stahlkammer für die Spargäste nebst dem dazu gehörigen Arbeitsraum,
ein Garderobe- und Waschraum sowie Bedürfnisanstalten für die Beamten, endlich
eine Hausmeisterwohnung.