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Colombina. Was soll denn aber das heißen? Warum
laßt ihr euch von einem Fremden so behandeln? Das ist doch
gar nicht euer Herr?
Truffaldino. Freilich nicht; aber es ist — ein guter
alter Bekannter von mir. Und der hat auch einen Diener, für
den ich manchmal Geschäfte besorge. Pasquale heißt er; ein so
lieber herzensguter Kerl, für den ich durch's Feuer ginge, und
den ich von ganzem Herzen bejammere.
Colombina. So? Und warum bejammert ihr ihn denn?
Truffaldino. Weil — ach du lieber Gott! Weil mein
armer Kamerad — Pasquale heißt er — das Unglück gehabt hat,
den Weg alles Fleisches zu gehn —
Colombina. Was?!
Truffaldino. Ja das heißt: sich zu verlieben. Und zwar in
ein reizendes Kammermädchen, mit dem sanften Namen Colombina.
Coͤlombina. In mich? Nun so laßt doch euren Kameraden
mir das selbst sagen. Wo ist er denn?
Truffaldino (stürzt ihr zu Füßen.) Da liegt er!
Colombina. Ja, seid Ihr denn eigentlich nun Truffaldino,
oder Pasquale?
Truffaldino. Für dich, einzig geliebte Colombina, bin ich
Beides. Meine Liebe ist so stark, daß ein einziger Mensch sie
gar nicht tragen könnte!
Colombina. Nun, ehe ich mich eurem Kameraden Pasquale
erkläre, werd' ich's mal mit euch versuchen.
Truffaldino. Versuch's, und ich will's gleich auch ver—
suchen! (Umarmt und küßt sie, überlegt, küßt sie nochmals und sagt
dann trocken) J ja, ich denke, es wird gehn.
Colombina. Ja, so geschwind geht das aber nicht; ich
muß mich doch zuvor bei deinem Herrn erkundigen.
Truffaldino. Das thu' lieber nicht, denn das hat gar
keinen Zweck, da mein Dienst bei dir ein wesentlich Andrer sein
wird, als bei meinem Herrn.