fullscreen: Predigten am dreihundertjährigen Todestage Philipp Melanchthons, dem 19. April 1860

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beherrfhung die wohlthuende Schranke. Dagegen fand der 
zuweilen (hüchterne, aus Friedensliebe zum Nachgeben geneigte 
Melanchthon in Luthers unerfohlitterlidem Sinne mehr als 
einmal den erwünfchten Halt. Wie fie das Herz und die 
Hochactung verbunden Hat, fo war von Seiten Beider ein 
inniges Zufanumenwirfen für den einen großen Zwed, jedoch 
fo, daß Feiner feine Eigenthümlidhkeit aufgab, und jedem Die 
befondere Anerkennung gebührt. ‚Man wird hier an 1. Korinth. 
3, 6. erinnert, wo Paulus feine Thätigkeit mit der eines 
Apollo vergleichend zufammenftellt, und fagt: id habe ge- 
pflanzet, Apollo hat begoffen, aber Gott hat das SGedeihen 
gegeben. Melanchthon war ein Sprachgewaltiger, Weiß man 
die armfeligen Mittel feiner Zeit für die Nusbildung im Ele 
mente der alten Sprachen, dann ift feine Sprachwiffenfchaft 
zine an das Unbegreiflide grenzende Erjcheinung. Vorzüglich 
zwei ftille, aber fortdauernde Siege hat er al8 Syrachkundiger 
gefeiert; einmal durdy fein Mitwirken bei Luthers Neberfeßung 
der heiligen Schrift aus dem Ehräifhen und Sriechifchen in 
das Deutfhe, und dann dur Verabfafung des Augsburgi- 
i%en Bekenninijfes. Diefe von ihm ateinifh gefchriecbene 
Confeffion it nad Form und Inhalt ein Meifterwerk. Sie 
ift jedo nicht blos ein Triumph feines wiffenfchaftlihen 
Seiftes, fondern auch der Ausdruck feiner ureignen Ueber: 
zZeUgUNg. 
Reden wir von dem Manne einer großen: Vergangenheit, 
dann Fönnen wir ung bekanntligH faum der Frage erwehren: 
was würde er thun, Fäme er wieder? Er würde, ift die häu- 
fige Antwort, ein ganz Anderer fein, als er gewefen: In 
jener Frage Kicgt zunächft ein Widerfpruch, nämlich die Boraus- 
fegung des Unmöglidjen. Jeder Menfeh ift eine Frucht, gereiff 
am Baume feiner Zeit. Bedeutend ift eine Perfönlichkeit das 
durch geworden, daß Umftände und Perfönlichkeiten auf. fie
	        
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