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VII
Ansprüche der kleinen und kleinsten Fürsten zu befriedigen.
Der Begriff von Mein und Dein, das Verständnis und
Gefühl für historische Rechte waren den Kabinetten völlig
entschwunden. Die skrupellosen Lenker der französischen
Politik mußten hiedurch einen Einblick in die deutschen
Verhältnisse gewinnen, der ihnen zeigte, daß die Saat reif
war. Und sie waren klug genug, von jeder revolutionären
Propaganda zurückzukommen: denn leichter konnten sie diese
Fürsten ins Schlepptau nehmen, sie folgten ihnen will—
fähriger als das Volk. Denn auch hier konnte der Geist
der Revolution einigend wirken und Kräfte entfesseln, welche
durch die Kleinstaatenmisere gebunden lagen. So bildete
sich aus den deutschen Fürsten, die von ihrem Gottesgna—
dentum aufs tiefste durchdrungen waren, eine Gefolgschaft
für die französische Republik. Ihre Machthaber erkannten
recht wohl die Bedeutung derselben bei dem drohenden
Ausbruch einer neuen Koalition. Zog sich doch das Gewölk
drohend genug zusammen: OÖsterreich wollte nicht den frei—
lich selbst geschaffenen Zustand legitimieren, der es völlig
machtlos gemacht hätte, England und Rußland warben für
die Koalition und ließen sich werben. Nur Preußen wider—
stand den Versuchungen der französischen Diplomaten wie
den dringenden Mahnungen der verbündeten Mächte. So
konnte die Entscheidung in der Tat bei den Mittelstaaten
liegen. Und diese selbst hatten indes schon gelernt, in
Frankreich den einzigen Retter zu erkennen. Es ist der
entscheidende Moment in der bayrischen Geschichte, man
darf sagen, des Rheinbunds.
Am 16. Februar 1799 war Karl Theodor gestorben