Volltext: Hans Sachs

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Chorherr: Ich will mich nun wohl vor ihnen hüten; 
verbrannts Kind fürchtet Seuer. Wohlan, ich will in Chor, 
jo geh du an Markt, Fauf ein, Krammetsvogel oder zwölf! 
Es wird. nach Ejjen meines gnädigen Herren Kaplan mit 
etlichen Herren Fommen und ein Bankett halten, Tragt die 
Bibel aus der Stube hinaus und fieh, ob die Stein und Würfel 
all im Brettfpiel find, und daß wir eine frifiche Karte 0der 
zwei haben. 
Köchin: Es {oll fein. Herr, werdt ihr von Stund an 
nach dem Umgang heim her gehn? 
Chorherr: Ja, fchau, daß Effen bereit [eil“ — 
Die weiteren Dialoge Fönnen wir hier in aller Kürze 
behandeln. Während das „SGefpräch von den Scheinwerken 
der Beiftlichen und ihren Gelübden“ zwijchen einem Barfüßer- 
bruder, dann dem Schufter Hans und feinem Sreunde Peter 
die Berechtigung des MKlofterlebens und der Kloftergelübhde 
bekämpft, bewegt fich das dritte völlig auf dem Boden der 
Abwehr. Es fcheint durchaus, daß man damals auf altFirch- 
licher Seite die Reformation für die ganze Schlechtigfeit, den 
tief eingerifjenen Egoismus und die unglaubliche Habfucht der 
Zeit verantwortlich machen wollte oder doch den Dorwurf 
erhob, daß fie diefen Grundübeln machtlos gegenüberftände. 
£s wird da gerügt und. mehr oder weniger der Reformation 
zur £aft gelegt der Aufkanuf des Getreides im Großen und 
die Monopolifierung der Lebensmittel durch Einzelne wie 
durch ganze BGefellichaften, der Gebrauch von falfchem 
Maß und Gewicht, das „Überfchnellen“ beim Abrechnen und 
das faljche Anfchreiben, die Bedrücdung der armen Arbeiter 
und Stücwerker durch die Kaufherrn, der Unfug des Dorkauf- 
rechts auf fo manche Waren und der Wucher, die Ausbeutung 
der Not der Schuldner, die Ungerechtigkeit der Gerichte und 
die falfichen Zuriften, die „nicht urteilen die Sach der Witwen 
und richten nicht die Sach der Waifen und urteilen nicht das 
Urteil des Armen“, dann wieder die Üppigkeit der Reichen 
und die Hartherzigkeit gegen die Armen, fowie der Eigennuß 
der Bauern und Handwerksleute. AM dieje Ankflagen erhebt 
der würdige Pater Romanus, während der wohlgerüftete 
3unfer Reichenburger es unternimmt, fie zum Teil als 
unberechtigt abzuweifen oder doch die Angriffe, foweit fie fich 
gegen die Reformation richten, abzuwehren.
	        
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