Volltext: Hans Sachs

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und reitet davon. So Fann der Überliftete Bauer feine Frau 
nicht einmal {chelten und um {fich felbit Feine Blöße zu geben, 
hilft er fich dadurch, daß er ihr vorfpiegelt, er habe das 
pferd dem Schüler überlaffen, damit er um fo eher ins 
Paradies Fomme, fie folle aber von der Sache um Feinen 
Preis etwas verraten, denn geiftliche Sachen müßten geheim 
bleiben. Sie hat aber fchon alles der Nachbarfchaft aus- 
geplaudert. Da hilft alles Schimpfen nichts, das fieht auch 
der Bauer ein, und es bleibt ihm nichts übrig, als fich mit 
dem einfältigen und täppifchen Weib zu vertragen, da ja auch 
dem Mann hie und da ein Fuß entichlüpfe, Io daß er Federn 
laffen müfle. 
Auch in der „Rockenfiube“ führt uns der Dichter, wie 
fo off, mitten in das bäuerliche £eben und zeigt uns Bauer: 
magd und Knecht, Bäuerin und Bauer in ihrer wahren 
Seftalt, 2luf weitere oft in hohem Grade draftifche Poffen, 
in denen er die verfchiedenften Stände und Situationen {chil- 
dert, näher einzugehen, verbietet uns der Raum und zuweilen 
auch der Anftand. Denn bei weitem nicht alles, was man 
damals unverblümt und ohne Scheu, „wie es was“, zu Jagen 
fich getraute, ijt heute noch zu fagen erlaubt, 
Hans Sachs war Übrigens nicht blos der fruchtbare 
und einflußreiche Schaufpieldichter, er hat auch als Schau: 
{pieler, Regifjeur und TCheaterdirektor feine großen Merdienfte. 
€s lag ihm daran, feine Stücde in guten Morftellungen vor» 
zuführen und fie den weitelten Kreifen bekannt zu machen. 
Und fie wurden denn auch nicht blos in Nürnberg, fondern 
auch in anderen Reichsftädten und an fürftlichen Höfen gefpielt. 
Zn den Stücken jelbit erteilt der Dichter für die Auf: 
führung wichtige Derhaltungsmaßregeln, {chreibt den Schau: 
{pielern Art und Maß der Rede und des Spiels vor, bheftimmt 
oft mit feinem Taft den Ausdruck der Seelenftimmung und 
der Leidenjchaft, Er felbit äußert fich einmal darüber in 
bemerfenswerter Weije: Auch find die Spiele „mannigfaltig 
allerlei Perfon, gut und bös, eine jede nach ihrer Art dar 
gethan mit ihren Gebärden, Worten und Werken, Eingängen 
und Ausgängen angezeigt, daß alfo diß Buch nit allein nüßg- 
lich und gut zu lefen ift, fonder auch, wer Luft hat, folche 
Comedi oder Spiel anrichten wolt, gar mit leichter ANüh aus 
diefem Buch bekommen möcht, welche auch zum Teil vorhin
	        
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