— 81 —
des Aufwickelns sehr scharf zusammenpresst. Nach dem Wickeln und
Trocknen des Kleisters findet dann die Oeltränkung statt.
Sollten diese Gegenstände lackiert und eingelegt werden und die höchste
Vollendung erhalten, so verfährt man in folgender Weise: Zuerst überzieht
man sie mit japanischem Lack, der, wenn er echt ist, aus dem Safte des
in Japan vorkommenden Lackbaumes (Urshinoki) besteht durch ver-
schiedene Zusätze gefärbt wird (z. B. durch einen auf dem Schleifstein
erhaltenen Eisenschlamm schwarz), oder der künstlich erzeugt werden kann,
indem man 4 Teile Bleiglätte, 6 "Teile Mennig, 1 Teil Umbra, 8 Teile
Schellack, 2 "Teile Bleizucker und 1 Teil Zinkvitriol unter allmählichem
Zusatz von 17 Teilen gekochtem Leinöl und fortwährendem Umrühren
5 Stunden lang kocht und nach dem Abkühlen mit 2 Teilen Terpentinöl
verdünnt. Der Lack wird schichtenweise aufgetragen und, nachdem er
eine gewisse Dicke erhalten hat, in denselben die vorher zurechtgeschnittenen
Perlmutter- und dergleichen Stücke nach dem vorliegenden Muster einge-
drückt. Nachdem in dieser Lage der Ueberzug fest angetrocknet ist, wird
das Auftragen des Lacks so oft wiederholt, dass die Flächen zwischen
den eingelegten Teilen vollständig bis zur Höhe derselben ausgefüllt sind.
Nunmehr wird das Ganze bis zur gewünschten Härte getrocknet und endlich
die Oberfläche mit Bimsstein geschliffen sowie mit Zinnasche und ähnlichen
Poliermitteln poliert. —
Seit dem 16. Jahrhundert hat man es schon verstanden, aus Papier-
masse (in der Regel Halbzeug gemischt mit klebenden und erdigen Bei-
mengungen, Kleister, Thon, Kreide etc.), sowohl als aus nassen Papier- und
Papp-Blättern gefässartige oder figürliche Gegenstände durch Pressen über
der in Formen zu erzeugen, welche unter dem Namen Papiermäche in
ausserordentlicher Mannigfaltigkeit, sowohl in Bezug auf Formen als Ge-
brauchszwecke begehrt werden (Masken, Puppenköpfe, Tiere, Spielsachen
aller Art, Dosen, Vasen etc.). Ueber Arbeiten dieser Art in Bayern wird
1827 berichtet, dass sie über ganz Deutschland verbreitet würden und 1834,
Jass diese inländische Industrie dem Auslande einen so bedeutenden Vor-
sprung abgewonnen habe, dass sie so schnell nicht eingeholt werde.
Es scheint, als wenn doch der Verfall dieser Industrie dem eben an-
veführten Ausspruch bald gefolgt ist, denn es ist eine lange Zeit hindurch
sehr schwer geworden, mit den französischen und englischen Papiermäche-
erzeugnissen zu konkurrieren. Höchst erfreulich war es. daher auf der
Ausstellung zu sehen, dass dieser Industriezweig von Neuem Leben bekom-
men hat, was als ein Verdienst des Nürnberger Spielwaren-Fabrikanten
Quehl hingestellt werden muss. — Desgleichen ist es freudig zu begrüssen,
dass als Spezialitäten die Anfertigung gepresster Bilderrahmen von Aschen-
brenner in München und die Dosenfabrikation von Hilger & Gross in Nürn-
berg schwunghaft betrieben werden.