Full text: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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des Aufwickelns sehr scharf zusammenpresst. Nach dem Wickeln und 
Trocknen des Kleisters findet dann die Oeltränkung statt. 
Sollten diese Gegenstände lackiert und eingelegt werden und die höchste 
Vollendung erhalten, so verfährt man in folgender Weise: Zuerst überzieht 
man sie mit japanischem Lack, der, wenn er echt ist, aus dem Safte des 
in Japan vorkommenden Lackbaumes (Urshinoki) besteht durch ver- 
schiedene Zusätze gefärbt wird (z. B. durch einen auf dem Schleifstein 
erhaltenen Eisenschlamm schwarz), oder der künstlich erzeugt werden kann, 
indem man 4 Teile Bleiglätte, 6 "Teile Mennig, 1 Teil Umbra, 8 Teile 
Schellack, 2 "Teile Bleizucker und 1 Teil Zinkvitriol unter allmählichem 
Zusatz von 17 Teilen gekochtem Leinöl und fortwährendem Umrühren 
5 Stunden lang kocht und nach dem Abkühlen mit 2 Teilen Terpentinöl 
verdünnt. Der Lack wird schichtenweise aufgetragen und, nachdem er 
eine gewisse Dicke erhalten hat, in denselben die vorher zurechtgeschnittenen 
Perlmutter- und dergleichen Stücke nach dem vorliegenden Muster einge- 
drückt. Nachdem in dieser Lage der Ueberzug fest angetrocknet ist, wird 
das Auftragen des Lacks so oft wiederholt, dass die Flächen zwischen 
den eingelegten Teilen vollständig bis zur Höhe derselben ausgefüllt sind. 
Nunmehr wird das Ganze bis zur gewünschten Härte getrocknet und endlich 
die Oberfläche mit Bimsstein geschliffen sowie mit Zinnasche und ähnlichen 
Poliermitteln poliert. — 
Seit dem 16. Jahrhundert hat man es schon verstanden, aus Papier- 
masse (in der Regel Halbzeug gemischt mit klebenden und erdigen Bei- 
mengungen, Kleister, Thon, Kreide etc.), sowohl als aus nassen Papier- und 
Papp-Blättern gefässartige oder figürliche Gegenstände durch Pressen über 
der in Formen zu erzeugen, welche unter dem Namen Papiermäche in 
ausserordentlicher Mannigfaltigkeit, sowohl in Bezug auf Formen als Ge- 
brauchszwecke begehrt werden (Masken, Puppenköpfe, Tiere, Spielsachen 
aller Art, Dosen, Vasen etc.). Ueber Arbeiten dieser Art in Bayern wird 
1827 berichtet, dass sie über ganz Deutschland verbreitet würden und 1834, 
Jass diese inländische Industrie dem Auslande einen so bedeutenden Vor- 
sprung abgewonnen habe, dass sie so schnell nicht eingeholt werde. 
Es scheint, als wenn doch der Verfall dieser Industrie dem eben an- 
veführten Ausspruch bald gefolgt ist, denn es ist eine lange Zeit hindurch 
sehr schwer geworden, mit den französischen und englischen Papiermäche- 
erzeugnissen zu konkurrieren. Höchst erfreulich war es. daher auf der 
Ausstellung zu sehen, dass dieser Industriezweig von Neuem Leben bekom- 
men hat, was als ein Verdienst des Nürnberger Spielwaren-Fabrikanten 
Quehl hingestellt werden muss. — Desgleichen ist es freudig zu begrüssen, 
dass als Spezialitäten die Anfertigung gepresster Bilderrahmen von Aschen- 
brenner in München und die Dosenfabrikation von Hilger & Gross in Nürn- 
berg schwunghaft betrieben werden.
	        
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