Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Sauberkeit auszeichnen und sich immer mehr und mehr einbürgern. Hierzu 
yehören Knöpfe, Waschschüsseln, Eimer, Wannen, Trichter, Kannen und 
Spulen für Spinnereien, Füllungen in Wagen, Wänden und Eisenbahnwagen- 
rädern etc. — Man wird zugeben müssen, dass es nicht leicht ist das Fabrikat 
allen diesen hunderten von Verwendungsformen entsprechend zu erzeugen 
und man musste daher aufs Erfreulichste überrascht sein auf der Nürn- 
berger Ausstellung, trotz der verhältnismässig geringen Beteiligung (— es 
hatten nur 12 Aussteller sich mit ihren Produkten eingefunden —) die 
Papierfabrikation in einer Leistungsfähigkeit vertreten zu sehen, welche 
Zeugnis davon ablegte, dass dieser Industriezweig auch heute noch in Bayern 
auf ganzer Höhe steht. Interessant war die Ausstellung der Haindl’schen 
Papierfabrik u, a. auch dadurch, dass sie mit Darstellungen ausgestattet 
war, welche die Fabrik und Arbeiterhäuser dieser fast genau vor 200 Jahren 
nämlich 1689 gegründeten Anlage vor Augen führte. 
Da das Papier sowohl im ganz- als halbfertigem Zustande also in der 
Gestalt von Blättern und Pappe als auch in Breiform das Material zu 
einer grossen Reihe von Industriezweigen bildet, welche zum Teil sehr er- 
hebliche Ausdehnungen gewonnen haben, so ist es leicht begreiflich, dass in 
einem Lande, in welchem die Papierfabrikation in hoher Blüte steht, auch 
die darauf begründeten Beschäftigungen sich einer besonderen Entwickelung 
erfreuen. 
Was zunächst die Buntpapierfabrikation anbetrifft, so ist sie in Deutsch- 
land viel älter, als im allgemeinen angenommen wird. Wie man an einer 
Reihe von Kästchen, Schachteln und "ruhen im germanischen Museum zu 
Nürnberg sieht, war das Bedürfnis dergleichen Sachen mit Buntpapier zu 
überziehen schon im 16. Jahrhundert vorhanden und wurde zum Teil durch 
bemalte Holzschnitte zum Teil aber durch wirkliches gemustertes Bunt- 
papier befriedigt. Es scheint zugleich, dass die einfarbigen Papiere erst 
später in Gebrauch kamen. Bis in den Beginn dieses Jahrhunderts blieb 
die Anfertigung bunter Papiere in Händen von Papiermachern, welche darin 
ein Nebengewerbe betrieben und hauptsächlich die sog. Maser- und Marmor- 
papiere und klein gemusterte Buntpapiere anfertigten. Mit der Entwicke- 
lung der Farbenchemie, der Erfindung der Papiermaschine und der Litho- 
graphie und mit dem wachsenden Bedürfnisse nach Buntpapier in den Buch- 
bindereien etc., gewann diese Fabrikation immer mehr und mehr an Be- 
deutung, um so mehr als die Muster zu einer erstaunlichen Mannigfaltigkeit 
und Schönheit und die mechanischen Hülfsmittel zu einer Vollendung ge- 
dracht wurden, die kaum eine Anferahe auf diesem Gebiete unlöslich er- 
scheinen lässt. 
Als Begründer der deutschen Buntpapierfabrikation im grossen Style 
ist Alois Dessauer in Aschaffenburg anzusehen, der (1810) einen fabrik- 
mässigen Betrieb anfing und denselben bald in einer Weise ausdehnte und 
nach allen Richtungen vollendete. dass die heutige gleichnamige Fabrik von
	        
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