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Sauberkeit auszeichnen und sich immer mehr und mehr einbürgern. Hierzu
yehören Knöpfe, Waschschüsseln, Eimer, Wannen, Trichter, Kannen und
Spulen für Spinnereien, Füllungen in Wagen, Wänden und Eisenbahnwagen-
rädern etc. — Man wird zugeben müssen, dass es nicht leicht ist das Fabrikat
allen diesen hunderten von Verwendungsformen entsprechend zu erzeugen
und man musste daher aufs Erfreulichste überrascht sein auf der Nürn-
berger Ausstellung, trotz der verhältnismässig geringen Beteiligung (— es
hatten nur 12 Aussteller sich mit ihren Produkten eingefunden —) die
Papierfabrikation in einer Leistungsfähigkeit vertreten zu sehen, welche
Zeugnis davon ablegte, dass dieser Industriezweig auch heute noch in Bayern
auf ganzer Höhe steht. Interessant war die Ausstellung der Haindl’schen
Papierfabrik u, a. auch dadurch, dass sie mit Darstellungen ausgestattet
war, welche die Fabrik und Arbeiterhäuser dieser fast genau vor 200 Jahren
nämlich 1689 gegründeten Anlage vor Augen führte.
Da das Papier sowohl im ganz- als halbfertigem Zustande also in der
Gestalt von Blättern und Pappe als auch in Breiform das Material zu
einer grossen Reihe von Industriezweigen bildet, welche zum Teil sehr er-
hebliche Ausdehnungen gewonnen haben, so ist es leicht begreiflich, dass in
einem Lande, in welchem die Papierfabrikation in hoher Blüte steht, auch
die darauf begründeten Beschäftigungen sich einer besonderen Entwickelung
erfreuen.
Was zunächst die Buntpapierfabrikation anbetrifft, so ist sie in Deutsch-
land viel älter, als im allgemeinen angenommen wird. Wie man an einer
Reihe von Kästchen, Schachteln und "ruhen im germanischen Museum zu
Nürnberg sieht, war das Bedürfnis dergleichen Sachen mit Buntpapier zu
überziehen schon im 16. Jahrhundert vorhanden und wurde zum Teil durch
bemalte Holzschnitte zum Teil aber durch wirkliches gemustertes Bunt-
papier befriedigt. Es scheint zugleich, dass die einfarbigen Papiere erst
später in Gebrauch kamen. Bis in den Beginn dieses Jahrhunderts blieb
die Anfertigung bunter Papiere in Händen von Papiermachern, welche darin
ein Nebengewerbe betrieben und hauptsächlich die sog. Maser- und Marmor-
papiere und klein gemusterte Buntpapiere anfertigten. Mit der Entwicke-
lung der Farbenchemie, der Erfindung der Papiermaschine und der Litho-
graphie und mit dem wachsenden Bedürfnisse nach Buntpapier in den Buch-
bindereien etc., gewann diese Fabrikation immer mehr und mehr an Be-
deutung, um so mehr als die Muster zu einer erstaunlichen Mannigfaltigkeit
und Schönheit und die mechanischen Hülfsmittel zu einer Vollendung ge-
dracht wurden, die kaum eine Anferahe auf diesem Gebiete unlöslich er-
scheinen lässt.
Als Begründer der deutschen Buntpapierfabrikation im grossen Style
ist Alois Dessauer in Aschaffenburg anzusehen, der (1810) einen fabrik-
mässigen Betrieb anfing und denselben bald in einer Weise ausdehnte und
nach allen Richtungen vollendete. dass die heutige gleichnamige Fabrik von