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Fabrik wurde als die erste dieser Art in Deutschland 1857 gegründet und
Jürfte ihr Fabrikat auch heute noch in seiner vorzüglichen Qualität un-
arreicht dastehen. Sowohl die starken ordinären Packschnüre ete., als auch die
feinsten Bindfadensorten und Webgarne sind gediegener Qualität; nur die
grösste Sorgfalt in der Auswahl des Rohmaterials und die peinlichste
Genauigkeit in den verschiedenen Stadien des Spinnprozesses machen es
möglich, so Vorzügliches zu leisten. Für mechanische Bindfaden-Fabrikation
yibt es in Bayern noch 2 Etablissements, die leider ihre Fabrikate, deren
Renommee gleichfalls ein sehr gutes ist, nicht zur Ausstellung gebracht haben.‘‘
3. Woll-Industrie. Die eigentümliche Beschaffenheit, welche das Haar
des Schaafes die „Wolle“ besitzt, verleiht demselben Eigenschaften, die
keinem anderen Spinnmaterial zukommen und stempelt dasselbe dadurch zu
dem wertvollsten Material in der ganzen Textilindustrie. Diese Beschaffen-
heit besteht einerseits in der schuppigen Oberfläche andererseits in der
krausen welligen Form (Kräuselung) der Faser. Je nachdem diese äusseren
Eigentümlichkeiten mehr oder weniger vorherrschen, wechseln die Eigen-
schaften der Wolle sowohl bezüglich der Verarbeitung als der Verwendung.
Man teilt demnach die Wolle in zwei Hauptgruppen, in Streichwolle oder
Tuchwolle und in Kammwolle. Die erstere findet Verwendung zu jenen sog.
tuchartigen Stoffen, welche durch den Prozess der Verfilzung eine dichte,
filzartige Decke erhalten sollen, die zweite dahingegen dient zur Anfertigung
sog. glatter Wollenzeuge, welche sich besonders durch Weichheit und Ge-
schmeidigkeit und in Folge dessen durch prächtigen Faltenwurf auszeichnen.
Beide Stoffgattungen besitzen gemeinschaftlich noch in hohem Grade die
Eigenschaft des Warmhaltens und der Dauerhaftigkeit und da ausserdem
die Wolle sich leicht und viel prächtiger färben lässt als die Pflanzenfasern
und sich durch grosse Dauerhaftigkeit auszeichnet, so ist leicht begreiflich,
dass dieses Fasermaterial, trotz des hohen Preises, eine so grosse Beliebt-
heit besitzt, dass die Produktion auf der Erde 1878 z. B. 793,000000 kg
oetrug. Wie die Produktion gestiegen, zeigt das Jahr 1830, in welchem
sie nur die Ziffer von 160,000000 %g erreicht. An obiger Produktion nahm
Teil: Europa mit . . . . 370,000000 kg
La Plata mit. .. . . 120,000000 ,,
Vereinigte Staaten mit 104,000000 ,,
Australien mit . . . 175,000000 ,,
Südafrika mit . . . 24,000000 ,,
In Deutschland insbesondere erreicht die Wollproduktion mit 29,500,000
Schafen die Höhe von etwa 35,000000 kg. Hievon kommen auf Bayern
nach der Zählung von 1882) nur 1,178,194 Schafe mit einem Durchschnitts-
erträgnis von etwa 1,400,000 kg Wolle, so dass Bayern in der Wollpro-
duktion bedeutend hinter dem Quantum zurücksteht, das es im Verhältnis
zu seiner Einwohnerzahl erzeugen sollte.