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zeuger zu verdanken, sondern auch der Mitwirkung von Künstlern in Her-
stellung von Zeichnungen und Modellieren von Modellen.
Wenn die Künstler noch mehr als bisher, sich zur Aufgabe machen,
auf den Handwerker bei Herstellung seiner Arbeiten einzuwirken, ihn zu
belehren, und ihm eine hilfreiche Stütze zu sein, dann wird sich das auch
in der Ausführung seiner Arbeiten kennzeichnen, der Geschmack verbessert
und die Formen edler werden.
Als Mittelglied hiezu kann wohl der Kunstgewerbe-Verein in München
bezeichnet werden, welchem mit Recht der bis jetzt schon in dieser Rich-
tung erzielte Erfolg zu verdanken sein dürfte. —
Die langsamen Schritte, welche zur Verbesserung des Goldschmiede-
Gewerbes in Bayern beigetragen, werden sich hoffentlich mehr und mehr
erkennbar machen, und in rascheres Tempo kommen, sobald auch die Kon
sumenten durch Aufträge den strebsamen Meister unterstützen. mehr als hisher
Die Galvanoplastik, welche auf der Eigenschaft des galvanischen Stromes
beruht, die in seinen Kreis gebrachten chemischen Verbindungen zu zersetzen
und die Bestandteile derselben rein oder in neuen Verbindungen abzuscheiden,
dient unter Anderem in der Technik zur Darstellung kupferner Gegen-
stände durch Fällung des Kupfers aus einer Kupfervitriollösung auf leitend
gemachte Formen. Sie wurde im Jahre 1838 von einem Deutschen Moritz
Jacobi in Petersburg gelegentlich seiner Forschungen über den Galvanismus
entdeckt, und anfangs namentlich zum Abformen von Münzen und Medaillen
u. dergl. verwendet, dann aber bald zu einem umfassenden Fabrikbetrieb
gemacht, dessen Erzeugnisse kleinere und grössere Kunstsachen sowie die
mannigfaltigsten Gegenstände des Gebrauchs umfassen, Der Hauptsitz
dieser Industrie die sich seit etwa 1844 rapid entwickelt hat, war ursprüng-
lich Paris; Birmingham, Berlin, Wien und Frankfurt a./M. Jetzt ist sie
sehr verbreitet, da die Nachfrage nach galvanoplastischen Erzeugnissen be-
sonders auch nach solchen, die einen galvanischen Gold- oder Silberüberzug
besitzen, stetig noch im Steigen begriffen ist. —- Von der grossen Wichtig-
keit dieser Technik überzeugt, begründete in Bayern das ‚Bayerische Ge-
werbemuseum in Nürnberg‘ (1872) eine Lehrwerkstätte für Galvanoplastik,
deren Erzeugnisse auf den verschiedensten Wanderausstellungen dieser An-
stalt so bekannt wurden, dass eine Reihe von Schülern an dem theoreti-
schen Unterricht und den praktischen Uebungen derselben teilnahm, und
mehr als 30 Werkstätten dieser galvanoplastischen Anstalt ihre Entstehung
und Entwickelung verdanken. Namentlich wurde auch die Praxis der gal
vanischen Vergoldung, Versilberung und Vernickelung sorgfältig gepflegt.
In Bayern bestehen jetzt etwa 20 galvano-technische Anstalten, in
welchen hauptsächlich Reproduktionen kunstgewerblicher Gegenstände vor-
genommen werden. — Die Ausstellung war verhältnismässig schwach (nur
von 4 Firmen) beschickt und liess die Vermutung aufkommen, dass dieser
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