Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

Tamara 
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Bayern, ihrer vorzüglichen, ausserordentlich schönen und vielseitigen Arbeit, 
sondern auch wegen ganz unglaublich billiger Preise die allgemeine Be- 
wunderung Sachverständiger. Ganz Vorzügliches leistete Gg. Heise, Kassen- 
fabrikant in Landshut in Herstellung feuer- und diebssicherer Kassen 
durch die Vortrefflichkeit der Technik und Eleganz in Form und Aus- 
stattung bei sehr mässigen Preisen. Sein Protektorschloss eigener Kon- 
struktion möchte wohl das Beste sein, was in dieser Richtung bisher ge- 
leistet wurde. 
Ueber die Goldschmiede-Arbeiten äussert sich Herr Hofsilberarbeiter 
Wollenweber in München folgendermassen : 
Wohl kann ich es mit Recht und Stolz behaupten, Preisrichter. in 
einer der hervorragendsten Gruppen gewesen zu sein, und hievon wieder 
in der bedeutendsten Sektion, nämlich in der Gold- und Silberschmiedesektion. 
Es war dies wirklich eine Wonne, im eigenen Vaterlande diese Fort- 
schritte und vorzüglichen Leistungen auf diesem schwierigen Gebiete zu 
sehen und ist es gewiss keine Uebertreibung, wenn ich behaupte, dass in 
dieser Branche, unsere Industrie, speziell in kunstgewerblicher Beziehung 
sich mit jeder auswärtigen Konkurrenz messen kann. — Es zeichneten sich 
die meisten Arbeiten durch reine Stilkenntnis, raffinierten Geschmack und 
vollendete Technik aus, und hat es sich bei den meisten Arbeiten trefflich 
gezeigt, dass nun endlich der richtige Weg gefunden: nach den Meister- 
werken unserer Väter, nach den herrlichen alten Vorbildern früherer Jahr 
hunderte zu studieren. sowohl in Formen, als auch in der exakten Aus 
führung. 
Allerdings ist dieser lobenswerte Aufschwung noch zu jung, um schon 
von ergiebigen Erfolgen sprechen zu können, auch dürfte diese Kunstin- 
dustrie nur schwer zur Massenproduktion sich eignen; denn kostspielig 
bleibt diese Herstellungsweise immer, und wird wohl schwerlich die Devise: 
„Schön und recht billig‘ erfüllen können. —- Jedoch ist es zweifellos, dass 
die bayerischen und speziell die Münchener Gold- und Silberschmiedearbeiten 
eine sehr ergiebige und dankbare Zukunft vor sich haben, wenn vor Allem 
im eigenen Vaterlande die Unterstützung von nun ab nicht versagt oder 
geschmälert wird d. h. wenn endlich der Krebsschaden gänzlich ausgerottet 
sein wird, dass unsere Geldmänner und namentlich der Adel stolz darauf 
werden, ihre Bedürfnisse in dieser Branche ausschliesslich nur mit einhei 
mischen Erzeugnissen zu decken und nicht immer wieder damit zu koket 
tieren, sogenannte ächte Pariser- oder Londonerarbeiten zu besitzen. 
„Uebung macht den Meister!‘ sagt ein altes, bewährtes Sprichwort, 
deshalb ist es Aufgabe eines jeden ächten Patrioten, den einheimischen 
Kräften keine Gelegenheit zur Uebung vorzuenthalten, sondern stets darauf 
bedacht zu sein, durch vielseitige Empfehlung die einheimische Industrie 
verbreiten und erstarken zu helfen. Hat ja doch nicht leicht ein Land,
	        
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