Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Die bayer. Staats-, Berg- und Eisen-Hüttenindustrie, welche, wenn 
auch gegenüber dem Auslande von geringerer Bedeutung, immerhin nennens- 
wert. erscheint und dem Bedarfe für Krieg und Frieden gar manch’ inte- 
ressante Hüttenfabrikate lieferte, hatte sich nicht beteiligt. 
Dem Fleisse und der Umsicht mancher Eisenindustriellen in Bayern 
war es selbst bei der drückendsten Konkurrenz glücklicher situierter aus- 
wärtiger Montandistrikte durch geschickte Wendung und Führung des Be- 
triebes, Verbilligung der Produktion, Verbesserung der Einrichtungen und 
der Qualität der Erzeugnisse, Festhalten und Neuerwerbung gesicherter 
Absatzquellen gelungen, den Fortbetrieb ihrer Hüttenwerke wenn auch in 
fast völliger Umgestaltung zu erhalten ja zu erhöhen und derart den ersten 
wirtschaftlichen Grundsatz zu verfolgen durch Schaffung von Arbeit aus 
diesen sonst wertlosen Naturprodukten oder durch Umarbeitung halb- 
fertiger Wertprodukte neue oder erhöhte Werte und Umtauschobjekte zu 
erzielen, hiebei den Nationalwohlstand der Nation zu fördern und zu heben. 
Gerade in die neuvergangene Zeit fällt die für Bayerns Berg- und Eisen- 
Hüttenindustrie so sehr gefahrbringende, epochemachende Wendung in der 
Gesamttechnik der Eisen- und Stahlindustrie und zugleich das Näherrücken 
der Konkurrenz in allen Produktionszweigen derselben durch die ungeahnt 
rasch fortgeschrittene Erbauung und Inbetriebsetzung von Eisenbahnen. 
Die nur .vereinzelt in Bayern vorkommenden reichen Kisenerze, das 
teilweise Zusammentreffen des Abbaues reicherer Erzlagerstätten wie z. B. 
im Voigtlande, der Mangel mineralischer, zu Hüttenzwecken mit Vorteil 
verwendbarer Brennstoffe neben dem Fortschritte der Stahl- und Eisenin- 
dustrie in England, Westphalen, Nassau, dem Saar-, Sieger- und Lothringer 
Nachbarlande, die Verbindung mit diesen von der Natur durch reiche Erz- 
und Kohlenlager begünstigten Nachbarländern durch Eisenbahnen, musste 
einen verderbenbringenden Einfluss auf die Fortentwickelung der bayerischen 
Kleineisenindustrie ausüben. 
Die ehemals nicht unbedeutende KEisenindustrie Bayerns zunächst in 
Oberfranken basierte auf dem Abbaue der Eisenerz-Gänge, Lager und Flötze 
im oberfränkischen Voigtlande bei Steben und Lichtenberg insbesondere der 
ärarialischen Eisensteingruben Mordlau, Friedensgrube, Siebenhitz ete., von 
welchen die Grube „Mordlau‘‘ innerhalb 1000jährigen Betriebes die WVOr- 
züglichsten, reinsten 38—40°/o Eisen enthaltenden Braun- und Spatheisen- 
steine, die Grube „Friedensgrube‘‘ mit dem von Alexander von Humboldt 
10 Gänge aufschliessenden Friedrich-Wilhelmstollen vorzügliche Spatheisen- 
steine neben reichhaltigen Kupferkiesen, die Grube „Siebenhitz‘‘ bei Hof 
die besten Brauneisensteine, meistens Brauneisenstein-Glaskopf, förderten, 
und somit nebst vielen, heute völlig abgebauten Privatgruben das Rohmaterial 
zu den mit Holzkohlen betriebenen Hohöfen und Hammerwerken des nörd- 
lichen Oberfrankens in der Nähe von Naila und Steben lieferte. Sämtliche 
Werke bis auf die Reste weniger, welche, wie die Dittmar’schen Werke bei
	        
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