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Die bayer. Staats-, Berg- und Eisen-Hüttenindustrie, welche, wenn
auch gegenüber dem Auslande von geringerer Bedeutung, immerhin nennens-
wert. erscheint und dem Bedarfe für Krieg und Frieden gar manch’ inte-
ressante Hüttenfabrikate lieferte, hatte sich nicht beteiligt.
Dem Fleisse und der Umsicht mancher Eisenindustriellen in Bayern
war es selbst bei der drückendsten Konkurrenz glücklicher situierter aus-
wärtiger Montandistrikte durch geschickte Wendung und Führung des Be-
triebes, Verbilligung der Produktion, Verbesserung der Einrichtungen und
der Qualität der Erzeugnisse, Festhalten und Neuerwerbung gesicherter
Absatzquellen gelungen, den Fortbetrieb ihrer Hüttenwerke wenn auch in
fast völliger Umgestaltung zu erhalten ja zu erhöhen und derart den ersten
wirtschaftlichen Grundsatz zu verfolgen durch Schaffung von Arbeit aus
diesen sonst wertlosen Naturprodukten oder durch Umarbeitung halb-
fertiger Wertprodukte neue oder erhöhte Werte und Umtauschobjekte zu
erzielen, hiebei den Nationalwohlstand der Nation zu fördern und zu heben.
Gerade in die neuvergangene Zeit fällt die für Bayerns Berg- und Eisen-
Hüttenindustrie so sehr gefahrbringende, epochemachende Wendung in der
Gesamttechnik der Eisen- und Stahlindustrie und zugleich das Näherrücken
der Konkurrenz in allen Produktionszweigen derselben durch die ungeahnt
rasch fortgeschrittene Erbauung und Inbetriebsetzung von Eisenbahnen.
Die nur .vereinzelt in Bayern vorkommenden reichen Kisenerze, das
teilweise Zusammentreffen des Abbaues reicherer Erzlagerstätten wie z. B.
im Voigtlande, der Mangel mineralischer, zu Hüttenzwecken mit Vorteil
verwendbarer Brennstoffe neben dem Fortschritte der Stahl- und Eisenin-
dustrie in England, Westphalen, Nassau, dem Saar-, Sieger- und Lothringer
Nachbarlande, die Verbindung mit diesen von der Natur durch reiche Erz-
und Kohlenlager begünstigten Nachbarländern durch Eisenbahnen, musste
einen verderbenbringenden Einfluss auf die Fortentwickelung der bayerischen
Kleineisenindustrie ausüben.
Die ehemals nicht unbedeutende KEisenindustrie Bayerns zunächst in
Oberfranken basierte auf dem Abbaue der Eisenerz-Gänge, Lager und Flötze
im oberfränkischen Voigtlande bei Steben und Lichtenberg insbesondere der
ärarialischen Eisensteingruben Mordlau, Friedensgrube, Siebenhitz ete., von
welchen die Grube „Mordlau‘‘ innerhalb 1000jährigen Betriebes die WVOr-
züglichsten, reinsten 38—40°/o Eisen enthaltenden Braun- und Spatheisen-
steine, die Grube „Friedensgrube‘‘ mit dem von Alexander von Humboldt
10 Gänge aufschliessenden Friedrich-Wilhelmstollen vorzügliche Spatheisen-
steine neben reichhaltigen Kupferkiesen, die Grube „Siebenhitz‘‘ bei Hof
die besten Brauneisensteine, meistens Brauneisenstein-Glaskopf, förderten,
und somit nebst vielen, heute völlig abgebauten Privatgruben das Rohmaterial
zu den mit Holzkohlen betriebenen Hohöfen und Hammerwerken des nörd-
lichen Oberfrankens in der Nähe von Naila und Steben lieferte. Sämtliche
Werke bis auf die Reste weniger, welche, wie die Dittmar’schen Werke bei