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ten die üblichen Marktartikel zur Anschauung und zeigten alle ein rühriges
Streben, ohne jedoch Bemerkenswertes zu bieten.
Von hervorragender Bedeutung zeigte sich die Ausstellung von Dressel,
Kister und Comp. in Passau in Galanterieartikeln in Porzellan, sowohl in der
Modellierung der ausgestellten Gegenstände als in der Malerei. Der etwas
gefärbte Ton des Scherbens wird durch die allenthalben verwendete Malerei
verdeckt, stimmt sogar meist besser zu dieser, als es bei rein weissem
Scherben der Fall wäre; die Modellierung der eigenartigen, an die
Rokokozeit mahnenden mannigfaltigen Luxusgegenstände war ganz vorzüg.
lich und die Ausführung zeigte, dass die technischen Schwierigkeiten der
Formerei und des Brennens von der Fabrik längst überwunden sind. Von
ganz besonderer Schönheit aber war die Malerei der ausgestellten Artikel
und in so zarten und duftigen Farben gehalten, dass das Auge immer und
immer wieder mit Lust daran haften blieb. Allerdings ist das ganze Genre
nicht Jedermanns Sache, es dünkt Einem, dass dieselben nur in das par
fumierte Boudoir einer Salondame passen und so fehlt vielfach das Ver
ständnis für diese heiteren Geschöpfe der Luxusindustrie: der Hauptabsatz
der Fabrik soll daher auch nach Paris und Amerika gehen.
Eine von LZ. Hermann in Ingenheim a/Rh. ausgestellte Spezialität ver-
dient noch besondere rühmende Erwähnung: es waren dies runde Lampen:
schirme, deren Schirmfläche durch Lichtbilder gebildet wurde. Die Zeich-
nung der Bilder war gut, die Kreisform der Schirme trotz des dünnen
Scherbens und des hohen Grades seiner Transparenz ungemein exakt und
frei von jeder Verziehung, endlich der Preis der Lampenschirme ein ver-
hältnismässig mässiger, so dass er für die Einführung dieser schönen Zierde
des winterlichen Familienzimmers kein Hindernis bildet.
Es erübrigt noch, der Porzellanmalereien, welche die Ausstellung be-
schickt hatten, Erwähnung zu thun; es waren deren 7 und unter ihnen
ragte vor Allem hervor die reichhaltige Ausstellung der bekannten Hof
porzellanmalerei von F. X. Thallmaier in München und rechtfertigte in
vollem Masse den verbreiteten Ruf dieser Anstalt; die hervorragende Sicher-
heit in Beherrschung der Farbe, in Zeichnung und Gruppierung der ausge-
stellten Gemälde lassen nur bedauern, dass diese vorzüglichen Schöpfungen
der Porzellanmalerei vermöge ihres hohen Preises nur exklusiven Kreisen
zugänglich sind.
Die von E. Meier in Augsburg ausgestellten Teile eines Tafel- und
Trinkservice gehörten unseres Wissens dem, einem hohen Herrn zur Feier
der silbernen Hochzeit verehrten Tafelservice an, welches mit allen übrigen
Ausstattungsgegenständen der Tafel an Bestecken u. s. w. einen Wert von
36,000 M. repräsentieren soll. Die Malerei der ausgestellten Porzellan-
stücke und Gläser war eine sehr prächtige und den geübten Porzellanmaler
verratend; da jedoch gleichzeitig die kostbaren goldenen Löffel und Bestecke
offen dabei lagen. war man unwillkürlich während der Besichtigung durch