Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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ten die üblichen Marktartikel zur Anschauung und zeigten alle ein rühriges 
Streben, ohne jedoch Bemerkenswertes zu bieten. 
Von hervorragender Bedeutung zeigte sich die Ausstellung von Dressel, 
Kister und Comp. in Passau in Galanterieartikeln in Porzellan, sowohl in der 
Modellierung der ausgestellten Gegenstände als in der Malerei. Der etwas 
gefärbte Ton des Scherbens wird durch die allenthalben verwendete Malerei 
verdeckt, stimmt sogar meist besser zu dieser, als es bei rein weissem 
Scherben der Fall wäre; die Modellierung der eigenartigen, an die 
Rokokozeit mahnenden mannigfaltigen Luxusgegenstände war ganz vorzüg. 
lich und die Ausführung zeigte, dass die technischen Schwierigkeiten der 
Formerei und des Brennens von der Fabrik längst überwunden sind. Von 
ganz besonderer Schönheit aber war die Malerei der ausgestellten Artikel 
und in so zarten und duftigen Farben gehalten, dass das Auge immer und 
immer wieder mit Lust daran haften blieb. Allerdings ist das ganze Genre 
nicht Jedermanns Sache, es dünkt Einem, dass dieselben nur in das par 
fumierte Boudoir einer Salondame passen und so fehlt vielfach das Ver 
ständnis für diese heiteren Geschöpfe der Luxusindustrie: der Hauptabsatz 
der Fabrik soll daher auch nach Paris und Amerika gehen. 
Eine von LZ. Hermann in Ingenheim a/Rh. ausgestellte Spezialität ver- 
dient noch besondere rühmende Erwähnung: es waren dies runde Lampen: 
schirme, deren Schirmfläche durch Lichtbilder gebildet wurde. Die Zeich- 
nung der Bilder war gut, die Kreisform der Schirme trotz des dünnen 
Scherbens und des hohen Grades seiner Transparenz ungemein exakt und 
frei von jeder Verziehung, endlich der Preis der Lampenschirme ein ver- 
hältnismässig mässiger, so dass er für die Einführung dieser schönen Zierde 
des winterlichen Familienzimmers kein Hindernis bildet. 
Es erübrigt noch, der Porzellanmalereien, welche die Ausstellung be- 
schickt hatten, Erwähnung zu thun; es waren deren 7 und unter ihnen 
ragte vor Allem hervor die reichhaltige Ausstellung der bekannten Hof 
porzellanmalerei von F. X. Thallmaier in München und rechtfertigte in 
vollem Masse den verbreiteten Ruf dieser Anstalt; die hervorragende Sicher- 
heit in Beherrschung der Farbe, in Zeichnung und Gruppierung der ausge- 
stellten Gemälde lassen nur bedauern, dass diese vorzüglichen Schöpfungen 
der Porzellanmalerei vermöge ihres hohen Preises nur exklusiven Kreisen 
zugänglich sind. 
Die von E. Meier in Augsburg ausgestellten Teile eines Tafel- und 
Trinkservice gehörten unseres Wissens dem, einem hohen Herrn zur Feier 
der silbernen Hochzeit verehrten Tafelservice an, welches mit allen übrigen 
Ausstattungsgegenständen der Tafel an Bestecken u. s. w. einen Wert von 
36,000 M. repräsentieren soll. Die Malerei der ausgestellten Porzellan- 
stücke und Gläser war eine sehr prächtige und den geübten Porzellanmaler 
verratend; da jedoch gleichzeitig die kostbaren goldenen Löffel und Bestecke 
offen dabei lagen. war man unwillkürlich während der Besichtigung durch
	        
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