Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Bei einem Besuche der Preisrichter in der Bäckerei wurde eine Anzahl 
schöner grosser Brode vorgelegt, wie sie in Nürnberg von Alters her bei 
festlichen Gelegenheiten oder an bestimmten Tagen des Jahres gebacken 
werden; es waren schöne, interessante Schaustücke. — Wie jede Stadt 
nicht nur in Bayern, sondern in ganz Europa ihre bestimmten Brodsorten 
backt, so auch Nürnberg. Das Nürnberger Brod ist gut im Geschmack, 
hat eine gesunde Gährung, ist jedoch weniger „rösch‘‘ in der Rinde, als 
das Brod anderer Städte. Die Nürnberger lieben es eben so, und nichts ist 
schwieriger zu ändern, als der Geschmack in Bezug auf das tägliche Brod. 
An der Einrichtung der Ausstellungsbäckerei und der Bäckereien der 
andern ausstellenden Firmen war nichts Bemerkenswertes, Neues zu finden. 
Der Ofen nach alter Bauart mit Holzfeuerung ; neuere Backöfen mit Stein- 
kohlenfeuerung sind noch sehr wenig im Gange. Man hat noch nicht viele 
Erfahrungen darüber; es waren bisher kostspielige Versuche. Gute neue 
Oefen hat man nur in Brodfabriken, in denen grosse Brode gebacken wer- 
Jen; diese Oefen taugen aber nicht zu Kleinbrod. — In der Bäckerei war 
auch — nicht als Ausstellungsgegenstand — eine der in neuer Zeit viel- 
fach angewendeten "Teilmaschine, in Bayern fabriziert. 
Zwieback war in schönen Sorten ausgestellt und verdiente wohl Be- 
achtung: Zwieback ist das Brod, welches sich aufbewahren lässt und daher 
zum Handelsartikel wird; Zwieback ist viel schmackhafter, als die in den 
letzten Jahren so sehr in Aufnahme gekommenen englischen Biscuits. --- 
Auch Kinderzwieback, Kindermehl, Paniermehl war vertreten. 
Ausgestellt war auch Kleberbrod, ein zwar nicht neuer, aber interessanter 
Artikel, beachtenswert wegen der billigen Herstellung und grossen Nährkraft, 
Mit Recht bemerkt der Katalog von den Nürnberger Lebkuchen, dass 
sie Weltruhm geniessen. Sie konkurrierten bereits im 14. und 15. Jahrhundert 
mit den Pfefferkuchen von Thorn und Basel; ebenbürtig standen ihnen 
früher die von Rothenburg zur Seite. Sie werden in alle Weltteile versendet. 
Die Fabrikation der Lebkuchen, die übrigens nicht auf Nürnberg be: 
schränkt ist, hat in neuester Zeit grosse Dimensionen angenommen: Nürn- 
berg versendet jährlich für einige Millionen Mark Lebkuchen. Kein anderer 
Platz hat ähnlichen Export, und die norddeutschen Städte, in denen Leb- 
kuchen fabriziert werden, sind Nürnberg bezüglich des Absatzes auch nicht 
annähernd gleich, Die Fabriken sind grossartig eingerichtet, mit neuen 
Oefen und Maschinen, die natürlich durch Dampf getrieben werden. Neben 
Lebkuchen fabrizieren einige Geschäfte in Nürnberg auch Chokolade, die 
ebenfalls von vorzüglicher Qualität ist. Auch von anderer Seite waren 
vorzügliche Chokoladen ausgestellt. 
Die Fabrikation von Kakao, Chokolade ete. wurde im Jahre 1875 in 
Oberbayern, Mittel- und Unterfranken in 7 Klein- und 4 Grossbetrieben 
ausgeübt. Viel Gutes hat in dieser Industrie der Verein deutscher Cho- 
koladefabrikanten gestiftet, dessen Mitglieder durch dem Fabrikate aufge-
	        
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