Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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lande bezogenen Instrumente erwiesen. Ein ziemlicher Vorrat von Appa- 
raten sammelte sich an, war jedoch vorerst noch unverkäuflich, da allen 
ohne Ausnahme die Gläser mangelten. Durch die Kontinentalsperre konnte 
nämlich brauchbares Flint- und Crownglas aus England nicht mehr bezogen 
werden; es war somit das Institut gezwungen, die Gläser selbst herzu- 
stellen. Rasch entschlossen suchte Utzschneider einen tüchtigen Glasfabri- 
kanten und Glasschleifer von auswärts zu gewinnen, wobei er auf den 
Optiker Peter Ludwig von Guimand von Brenets bei Neufchatel aufmerksam 
wurde, welcher schon Versuche zur Herstellung optischen Glases, wenn 
auch mit wenig befriedigendem Erfolge gemacht hatte. Der Eifer mit welchem 
Guinand sich als Glasfabrikant anbot, veranlasste Utzschneider sogleich im 
Jahre 1806 unter seiner Beihülfe*) in Benediktbeuern einen Ofen zum Her- 
stellen von Flintglas und bald darauf auch einen weiteren zur Erzeugung 
von Crownglas zu erbauen. In den Jahren 1806 und 1807 wurden mehrere 
brauchbare Stücke Flint- und Crownglas für die bereits fertigen Messin- 
strumente gewonnen, und gleichzeitig fingen die beiden in die Münchener 
Werkstätte neu aufgenommenen Optiker Joseph Niggl aus Vogtareit bei 
Wasserburg und Joseph Fraunhofer aus Straubing an, die ihnen zugekom- 
menen Gläser zu schleifen und polieren. Schon die im Jahre 1807**) auf 
Veranlassung Uteschneiders durch die Astronomen Soldner und Schiegg be- 
gyonnene detaillierte Landesvermessung Bayerns konnte mit Instrumenten 
des neuen Institutes vorgenommen werden. 
Joseph Niggl fühlte sich bald durch /raunhofer weit überholt und 
verliess 1807 wieder das Institut, um sich selbständig in München als Op- 
tiker niederzulassen. Die später in seiner Werkstätte vielfach gefertigten 
Operngucker (meist Monocles) sind noch heute geschätzte Instrumente. Nach 
dem Austritte Nigyl’s wurde der ganze optische Teil des Geschäftes nach 
Benediktbeuern verlegt und Fraunhofer die Leitung desselben übertragen. 
Um diesem Etablissement eine noch grössere Selbständigkeit zu verleihen, 
wurde am 15. Februar 1809 ein Gesellschaftsvertrag zwischen Utzschneider, 
Reichenbach und Fraunhofer geschlossen, nach welchem ein eigenes optisches 
Institut in Benediktbeuern entstand. Diese Anstalt war von drei Abtei- 
Jungen gebildet; die Glasschmelzerei stand unter Gwinand, die Schleiferei 
unter Fraunhofer und die mechanische Werkstätte unter Sigmund Bloch- 
mann aus Dresden, dem später rühmlich bekannten Direktor der Dresdener 
Gasfabrik. Schon im September des Jahres 1811 wurde Fraunhofer durch 
Utzschneider aufgefordert auch die (Hasschmelzarbeiten Guinands unter seine 
*) Der Dienstkontrakt mit Guinand lautet vom 20. Februar 1807, nach welchen er 
einen Jahresgehalt von 1600 Gulden bezog. (Mitteilung von H, Sigmund v. Merz.) 
##) Ueber die behutfs der Landesvermessung ausgeführte Triangulation von Bayern 
und deren Beziehung zur Mitteleuropäischen Gradmessung; Bericht erstattet von Dr. M. von 
Bauernfeind. Bericht über die Verhandlungen der Europ. Gradmessung. Berlin 1868.
	        
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