Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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schnürte Gläser, sowie Gläser, welche sich für Miniatur-Spiegel besonders 
eignen, ausgestellt haben. 
Anton Stangel in Spiegelau bringt hübsche rot und blau, oder rot und 
weiss gesponnene Veilchenväschen. ferner einige recht glücklich ansgeführte 
Gravüren, 
Als das Interessanteste der Kollektion dieser Firma muss aber der 
von derselben gemachte Versuch, das Glas zu unterschleifen, hervorgehoben 
werden. Ein Verfahren, welches schon von den alten Römern in Anwen- 
dung gebracht wurde, . 
Genannte Firma hat nämlich in Folge einer Veröftentlichung von 
Karl Friedrich (Bibliothekar des bayerischen Gewerbe-Museums in Nürn- 
berg) über die Diatreta in dem „Sprechsaal‘, ein Bierglas anfertigen 
lassen, das auf der oberen Seite ein Monogramme L. S. aufweist, welches 
nach alter Art und Weise unterschliffen ist. Die Ausführung des Mono- 
gramms ist eine sehr exakte zu nennen, dagegen halte ich die Wahl eines 
Bierglases worauf eine so unendlich mühevolle Arbeit gelegt werden musste 
für sehr unglücklich. 
Die Kunst der durchbrochenen Gläser ist im Allgemeinen so wenig 
bekannt, dass ich hier mit Genehmigung des Autors einen kleinen Auszug 
aus dessen ganz besonders fleissig ausgearbeiteten Artikeln über die 
„durchbrochenen Gläser‘ Nr. 1, 2,3 und 4 in dem Sprechsaale 1881 
folgen lasse. 
Derselbe schreibt: In der Handhabung des Schleifrades stehen wir 
noch unendlich weit hinter den alten Römern zurück, ihre opera (vasa) 
diatreta sind der grösste Triumph dieses Instrumentes seit Menschenge- 
denken, wahre Meisterwerke einer verloren gegangenen Technik.: Was 
sind nun diese so sehr gerühmten „vasa diatreta‘“? Unter vasa diatreta, 
d. h. durchbrochene Gläser versteht man Becher oder eigentlich Schalen die 
bis zur Mitte herauf, oft sogar bis zu zwei dritt Teilen von einem Glas- 
netze umschlossen sind. Die Kreise dieses Netzes, die wie durch Maschen 
mit einander verbunden erscheinen, hängen mittelst zarter Stäbchen mit dem 
Körper des Glasgefässes zusammen. Sie haben manchmal eine andere Farbe 
als dieser, der immer aus farblosem Schleif- oder Krystallglas bestand. 
Häufig jedoch sind Netz und Becher aus ein und derselben, unserem Schleif- 
glase ähnlichen Masse gefertigt, 
Bei fast allen läuft oben um den Rand eine Inschrift, die wie das 
Netz und der Becher aus einer und derselben, unserem Schleifglas ähnlichen 
Masse, gefertigt ist. Bei fast allen läuft ferner oben am Rand noch eine 
Inschrift, die auch wie das Netz von erhabener durchbrochener Arbeit und 
purpurrotem oder himmelblauem Körbchen grün, sonst aber wie das Ganze 
farblos ist. 
Die unten oval schliessende Form erfordert notwendig ein Gestell, 
in dessen Höhlung das Gefäss gesetzt wurde. Dieses Gestell hatte. wenn
	        
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