—— 108
schnürte Gläser, sowie Gläser, welche sich für Miniatur-Spiegel besonders
eignen, ausgestellt haben.
Anton Stangel in Spiegelau bringt hübsche rot und blau, oder rot und
weiss gesponnene Veilchenväschen. ferner einige recht glücklich ansgeführte
Gravüren,
Als das Interessanteste der Kollektion dieser Firma muss aber der
von derselben gemachte Versuch, das Glas zu unterschleifen, hervorgehoben
werden. Ein Verfahren, welches schon von den alten Römern in Anwen-
dung gebracht wurde, .
Genannte Firma hat nämlich in Folge einer Veröftentlichung von
Karl Friedrich (Bibliothekar des bayerischen Gewerbe-Museums in Nürn-
berg) über die Diatreta in dem „Sprechsaal‘, ein Bierglas anfertigen
lassen, das auf der oberen Seite ein Monogramme L. S. aufweist, welches
nach alter Art und Weise unterschliffen ist. Die Ausführung des Mono-
gramms ist eine sehr exakte zu nennen, dagegen halte ich die Wahl eines
Bierglases worauf eine so unendlich mühevolle Arbeit gelegt werden musste
für sehr unglücklich.
Die Kunst der durchbrochenen Gläser ist im Allgemeinen so wenig
bekannt, dass ich hier mit Genehmigung des Autors einen kleinen Auszug
aus dessen ganz besonders fleissig ausgearbeiteten Artikeln über die
„durchbrochenen Gläser‘ Nr. 1, 2,3 und 4 in dem Sprechsaale 1881
folgen lasse.
Derselbe schreibt: In der Handhabung des Schleifrades stehen wir
noch unendlich weit hinter den alten Römern zurück, ihre opera (vasa)
diatreta sind der grösste Triumph dieses Instrumentes seit Menschenge-
denken, wahre Meisterwerke einer verloren gegangenen Technik.: Was
sind nun diese so sehr gerühmten „vasa diatreta‘“? Unter vasa diatreta,
d. h. durchbrochene Gläser versteht man Becher oder eigentlich Schalen die
bis zur Mitte herauf, oft sogar bis zu zwei dritt Teilen von einem Glas-
netze umschlossen sind. Die Kreise dieses Netzes, die wie durch Maschen
mit einander verbunden erscheinen, hängen mittelst zarter Stäbchen mit dem
Körper des Glasgefässes zusammen. Sie haben manchmal eine andere Farbe
als dieser, der immer aus farblosem Schleif- oder Krystallglas bestand.
Häufig jedoch sind Netz und Becher aus ein und derselben, unserem Schleif-
glase ähnlichen Masse gefertigt,
Bei fast allen läuft oben um den Rand eine Inschrift, die wie das
Netz und der Becher aus einer und derselben, unserem Schleifglas ähnlichen
Masse, gefertigt ist. Bei fast allen läuft ferner oben am Rand noch eine
Inschrift, die auch wie das Netz von erhabener durchbrochener Arbeit und
purpurrotem oder himmelblauem Körbchen grün, sonst aber wie das Ganze
farblos ist.
Die unten oval schliessende Form erfordert notwendig ein Gestell,
in dessen Höhlung das Gefäss gesetzt wurde. Dieses Gestell hatte. wenn