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von der alten, dem hl. Egydius geweihten Benedictiner-
Abtei, welche Kaiser Konrad IIL. 1140 hier erbaut hat.
Die Mönche, welche aus Schottland hieher verpflanzt
wurden, wesshalb das Kloster auch Schottenkloster hiess,
werden in den Chroniken bezüglich ihres Lebenswandels
gerade nicht sehr gepriesen. Der erste ‚Abt war Deo-
charus, Beichtvater Konrad’s ILL. Gemahlin Gertraud,
der letzte der gelehrte Friedrich Pistorius, welcher
nach eingetretener Reformation 1525 das Kloster dem
Rath übergab. Die alte Kirche ist von 1418 bis 1429
erweitert worden; 1526 hat man einen Theil der Kloster-
gebäude für das eben neu gegründete Gymnasium ange-
wandt; letzteres wurde 1575 nach Altdorf, im Jahr 1633
jedoch wieder hieher verlegt. Die alte Kirche, welche
gegen Westen zwei einfache mit Ziegeln gedeckte Thürme
hatte und als Bauwerk von keiner Bedeutung war, brannte
nebst dem Gymnasium im Jahr 1696 ab; das Feuer brach
an drei Orten zugleich aus. Nur drei Kapellen blieben
verschont, die in die Kreuzesform, welche auch die neue
Kirche erhielt, mit eingebaut wurden., Der neue Bau
wurde im Jahr 1711 im italienischen Style begonnen und
1718 unter Leitung des Obersten Trost vollendet. Die
beiden Thürme sollten um ein Stockwerk höher werden,
wurden aber schon bei ihrer gegenwärtigen, sehr mässigen
Höhe der Kosten wegen mit den kleinen Kuppeldächern
versehen: Der eine der Thürme ist auf Kosten der Yv.
Tucher’schen Familie gebaut, wesshalb das Tucher’sche
Wappen daran angebracht wurde. Das Innere der Kirche
ist völlig ohne Säulen, die Wände sind weiss und mit
Stuccaturarbeit verziert; die Frescogemälde an der Decke,
von Martin Schuster, sind olıne Bedeutung ; dagegen besitzt
die Kirche ein herrliches Altargemälde von van Dyck,
Maria vor dem Leichnam Jesu darstellend. Die Engel
am oberen Theile dieses Bildes, das für den Altar nicht
die hinreichende Länge hatte, sind eine Zugabe des Malers
Joh. Dan. Preissler.
Den schönen Egydienplatz hinab, durch das enge
Heugässchen, gelangen wir auf den Spitalplatz, dessen
Südseite vonder Spitalkirche geschlossen wird. Diese
Kirche hat zwar eine ziemlich ansehnliche Grösse, aber
weder in ihrem Aeusseren., noch im Inneren etwas Impo-