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blutung und 2. die peritonitische Reizung, die sich in der Form eines Pseudo-
ileus documentirt.
Eine Nachblutung habe ich unter meinen 60 Fällen 5mal erlebt und
zwar 3mal bald nach Abnahme der Klemmen, 2 mal am ı2, bezw. 16. Tag,
[n letzteren Fällen waren die Patienten nach glatter Heilung aufgestanden,
die erstere ohne Erlaubniss; sie wurde von der Schwester ohnmächtig am
Boden gefunden in einer grossen Blutlache.
Die andere war eben entlassen worden und war eine Stunde weit nach
Hause gefahren. Im Wagen erfolgte eine heftige Blutung, welche durch
einen zufällig in der Nähe befindlichen Arzt durch Tamponade gestillt wurde,
[m ersten Falle wurde eine nochmalige Abklemmung der spritzenden Uterina
nothwendig.
In den Fällen, bei denen die Blutung bald nach Abnahme der Klammern
erfolgte, hatte es sich zweimal um Myome, einmal um Carcinoma ut. ge-
handelt; die Klemmen wurden nie vor 48 Stunden abgenommen; bei den
2 Myomnfällen erfolgte ca. 10 Minuten nach der Abnahme der Klemmen eine
heftige arterielle Blutung, welche ein sofortiges Verbringen auf den Öperations-
tisch nöthig machte, um durch nochmalige Anlegung von Klemmen die
Blutung zu stillen. Wenn dies meist auch ohne grosse Gefahr für die
Patienten gelingt, sind es doch recht unangenehme und aufregende Momente
für Operateur und Patientin, wie sie bei der reinen Ligaturmethode fast nicht
vorgekommen sind; dass diese Nachblutung aber auch im Schlimmen enden
xann, beweist der 3. Fall.
Hier handelte es sich um eine Frau, welche vor 6 Wochen entbunden
hatte, dabei schon ungewöhnlich viel Blut verloren hatte und nun die 6 Wochen
“ortblutete; der behandelnde Arzt constatirte ein Cancroid der Vaginalportion
und veranlasste die Operation.
Ich führte dieselbe ohne jede Schwierigkeit aus in ca, !/z Stunde; auf jede
Seite des Uterus kamen 3 Klammern, von denen keine besonders viel fasste,
und da das Gewebe eine eigenthümliche etwas brüchige Beschaffenheit hatte,
wohl infolge des Puerperiums, ligirte ich noch alle sichtbaren Gefässe mit
Seide.
Patientin, welche sich schon vor der Operation in sehr schlechtem Allgemein-
zustande befand, hatte zunächst zwei leidlich gute Tage, klagte wenig über
Schmerzen und es ging kein Tropfen Blut ab. Am 3. Tage, ca, 52 Stunden
nach der Operation, entfernte ich die Klammern. Eine Stunde danach wurde
ich von der dienstthuenden Schwester gerufen, da eine starke Nachblutung ein-
getreten sei. Die Schwester hatte bereits tamponirt, da aber das Blut durch-
ging, liess ich Patientin auf den Operationstisch bringen, entfernte sämmtliche
Gaze und siehe, die Blutung stand, nirgends ein blutendes Gefäss, Ich tamponirte
aufs Neue und brachte Patientin zu Bett, liess Campher und eine Infusion geben;
zunächst erholte sich Patientin. Nach 2 Stunden erneute heftige Blutung, wieder
Operationsstuhl, wieder keine spritzende Arterie zu sehen, nur eine mässige
flächenhafte Blutung, einige Klemmen, Tamponade, Blutung steht. Von da ab
keine Blutung mehr, aber zunehmende Herzschwäche und Exitus nach 3 Stunden.
Ich nehme an, dass bei dem puerperalen brüchigen Gewebe und dem äusserst
heruntergekommenen Allgemeinzustande die Klemmen sozusagen durchgeschnitten
naben und eine kräftige Thrombusbildung nicht erfolgt war