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fünfeckige genannt, für das älteste Gebäude Nürnbergs
gilt, und auch sehr wahrscheinlich ein alter Wartthurm
war, der früher als die Burg selbst bestand, In seinem
Erdgeschoss ist eine Sammlung Folterwerkzeuge, eine sog.
eiserne Jungfrau und andere interessante Rechtsalterthümer
zu sehen, Der andere Thurm, „Lug ins Land“ genannt,
wurde 1367 erbaut und diente als Gefängniss.
Von der Burg hinab steht rechts das mit einer
Gedenktafel versehene Haus des Malers Michael Wohl-
gemuth, Dürers Lehrer, Gegenüber das sogenannte Kaiser-
oder Pfalzgrafenstübchen (Haus der Familie von Scheurl),
in welchem Herzog Alba wohnte, als er mit seinen
Spaniern auf dem Durchmarsch nach Sachsen 1546 in
Nürnberg weilte. Auf derselben Seite weiter unten steht
das alte Dominikaner- oder Predigerkloster, in welchem
seit 1537 die Stadtbibliothek und seit neuerer Zeit auch
das Stadtarchiv aufbewahrt wird. Die Bibliothek ist
reich an. seltenen Manuskripten und Inkunabeln und
wird von der gelehrten Welt besonders geschätzt und
vielfach benützt. Das gerade gegenüberliegende Haus
mit seinem hohen von einer Fortuna gekrönten Giebel
ist das ehemals Fembo’sche, welches dem berühmten
Chartographen Baptist Homann (1664-—1724) gehörte.
Neben der Stadtbibliothek befindet sich das Port’sche
Töchterinstitut , in dessen Garten die Büste seines Grün-
ders, des verstorbenen Pfarrers Port.
Der Sebalduskirche gegenüber dehnt sich die 79 m
lange Front des Rathhauses aus. Früher befand sich
das Rathhaus am jetzigen Tuchgässlein*), als es aber
zu seinem Zwecke nicht mehr genügte, baute Philipp
Gross von 1332—1340 an der Stelle des jetzigen ein
neues, mit welchem später mehrere Häuser vereinigt wurden,
welche der Rath angekauft hatte. Seine jetzige Gestalt
erhielt es durch den Baumeister Eustachius Karl
4 Holzschuher, welcher- von 1616—1622 den Bau in
italienischem Stil aufführte,
In das Innere führen drei grosse Portale mit dorischen Säulen,
über den beiden äusseren die Wappen der Stadt und Figuren, welche
Ar
*) Siehe ‚,Mummenhoff, die Nürnberger Rathhäuser‘‘ in den
Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg V. Heft.
Eine auf neuere Forschungen gegründete schätzbare Schrift.