Volltext: Die Burg zu Nürnberg

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diesem Umstand die Rettung seines Lebens zu danken 
gehabt, „wäre sonsten auch verfallen“. Die letztere Er- 
zählung entbehrt allen geschichtlichen Untergrundes, sie ist 
schon deshalb unmöglich, weil König Rudolf 1284 seine 
Hochzeit nicht in Nürnberg, sondern in Basel hielt. 
Aber auch bei der ersten Erzählung haben wir es mit 
einer großen Verwirrung eines Chronisten zu thun, der 
Einzelheiten, die ein Mißverständnis an die Hochzeit König 
Rudolfs knüpfte, wieder auf die Hochzeit König Heinrichs 
übertrug. Oder sollte ihm auch noch das Schicksal des 
jungen Herzogs Ludwig, des Sohnes Herzog Ludwigs des 
Strengen, vorgeschwebt haben, der 1290 bei einem Turnier 
zu Nürnberg, von dem Speer eines Grafen von Schelcheling 
5der Hohenlohe durchbohrt, sein Leben ließ? 
Allerdings wurden die festlichen Tage zu Nürnberg im 
Jahre ı225 durch ein Unglück schwer getrübt. Wenige 
Wochen vorher war Erzbischof Engelbert von Köln durch 
seinen Neffen Friedrich von Isenburg und dessen Helfer 
und Helfershelfer in grauenerregender Weise bei Schwelm 
ermordet worden. Er hatte das Fest in Nürnberg durch 
seine Anwesenheit noch verherrlichen wollen, statt seiner 
trafen indes Kölnische Edle und Dienstmannen ein, die 
strenges Gericht vom Könige verlangten. Zum Beweis 
der grausigen That breiten sie die blutdurchtränkten 
Gewänder ihres erschlagenen Herrn vor der Versammlung 
aus. Als der König Gericht hält, entspinnt sich bei der 
Frage, ob der Mörder, da die That: offenkundig, jetzt schon 
gerichtet werden oder erst noch .vorgeladen werden solle, 
ein Wortwechsel, der trotz der Gegenwart des Königs in 
Thätlichkeiten ausartet. Man ergreift die Waffen, und da 
auf der Treppe ein entsetzliches Gedränge entsteht, bricht 
diese zusammen, und 40, nach anderen Quellen 60 Personen, 
darunter Prälaten, Mönche und andere Kleriker, finden dabei 
den Tod. 
Es folgt das Vorzimmer des Kaisergemachs, in dem 
der grünglasierte Kachelofen einer näheren Besichtigung zu 
empfehlen ist. An den Ecken unten und oben Karyatiden, 
die Flächen sind durch die Darstellung Christi am Ölberg,
	        
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