Metadaten: Saecular-Feier der Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg

nicht ausbleiben. Ein hochgeachteter praktischer Arzt, L. Geist, hatte die 
pathologische Seite des neuen Fabrikationszweiges bereits zum Studien- 
objekte gewählt, und indem nun Bibra sein reiches Wissen gleichzeitig in 
den Dienst der Gewerbehygiene stellte, erwuchs aus den kombinierten Be- 
mühungen beider ein vorzügliches Werk ?), dem auch die allseitige Aner- 
kennung nicht versagt blieb’). Auch jetzt noch wird dasselbe in Fach- 
kreisen als Quelle reicher Belehrung betrachtet. 
Teilweise verwandt mit diesen doch immer inhaltlich der Tierchemie 
nahe stehenden Schriften sind diejenigen, welche sich auf die menschlichen 
Nahrungs- und Genufsmittel beziehen. Die Narkotika hatten Bibra von 
jeher interessiert, und als ihn die gleich nachher zu besprechende Reise 
Gelegenheit verschafft hatte, mit einer ganzen Reihe von Stimulantien 
bekannt zu werden, von denen man dazumal in Europa noch wenig wufste, 
so sah er sich veranlafst, unser Wissen von denselben, so wie es aus 
fremder und eigener Bearbeitung der einzelnen Stoffe hervorgegangen war, 
in einer systematischen Monographie zur Darstellung zu bringen, der dann 
eine noch schwerer wiegende über die wichtigste menschliche Speise 
folgte?). Die von gleicher Tendenz durchdrungene Schrift*) über die 
1) v. Bibra-Geist, die Krankheiten der Arbeiter in den Phosphorzündholz- 
fabriken, insbesondere das Leiden der Kieferknochen durch Phosphordünste, Erlangen 
1847. Nicht blos zahlreiche Operations- und Obduktionsberichte, sondern auch das 
in weitem Ausmafse zu Hilfe genommene Tierexperiment bildeten die Unterlage für 
Bibras zahlreiche, in manchen Fällen die endgiltige Aufklärung mit sich bringende 
Analysen. Dessen ausschliefsliche Leistung ist die erste, chemisch-phvsiologische 
Abteilung. 
2) Der König von Preufsen erteilte den beiden Verfassern eine hohe Anerkennung 
durch Übersendung der goldenen Medaille. Aufserdem wurde Bibra auch der so- 
genannte Monthyonsche »Tugendpreis« zugesprochen, den Baron de Monthyon 
(1733—1820) für verdienstvolle philanthrovische Unternehmungen im Jahre 1782 
ausgesetzt hatte. 
3) v. Bibra, Die Getreidearten und das Brot, Nürnberg 1860. Auch dieses Buch 
brachte dem Autor eine Auszeichnung, diesmal von seiten des russischen Kaisers. 
An eine historische Einleitung, wie sie Bibra den meisten seiner Publikationen voraus- 
sendet, schliefst sich die detaillierte botanische und chemische Klassifikation und 
Beschreibung der efsbaren Gräser. Von Wichtigkeit sind insbesondere die vielfach 
neuen, auf selbständigem Versuche beruhenden Mitteilungen über die wechselnde 
Fähigkeit der Getreide- und Brotarten, Wasser in sich aufzunehmen ; das hygroskopische 
Verhalten derselben war noch nicht so genau erforscht worden. . 
4) v. Bibra, Die narkotischen Genufsmittel und der Mensth, Nürnberg 1855. 
Der Diskussion werden folgende Droguen unterstellt: Kaffee, chinesischer Thee, süd- 
amer. Thee (Mate), Guarana (Samen von Paullinia sorbilis), Chokolade, Fahan-Thee 
(aus Ostafrika), Kath (aus Arabien), Fliegenschwamm, Stechapfel, Coca, Opium, Lac- 
tucarium (von Lactuca virosa), Haschisch, Tabak, Betel und Arsenik. Mit Ausnahme 
von Katechu ist hier in der That alles Wissenswerte zusammengebracht. Die Bedeutung 
der Cocapflanze war früher noch wenig bemerkt worden. Noch fehlte es an einer 
tiefer eingreifenden chemischen Untersuchung, und Bibra sprach die prophetischen 
Worte (a. a. O., S. 151ff.): »Es ist also blos Vermutung, wenn wir ein ähnliches, 
Aüchtiges Ol. wie im Kaffee oder Thee. in der Cocapflanze annehmen. welches auf
	        
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