Full text: Markgrafen-Büchlein

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Mit Vorliehe zog der Markgraf die Gelehrten an seine 
Tafel. Auch sonst bezeigte er ihnen seine Gunst. So untor- 
stützte er den aus der Heilshronner Fürstenschule lhervoree- 
yangenen Astronomen Simon Marius. a 
Dieser hiess eigentlich Simon Mayer und stammte aus Gunzen- 
hausen, geboren 1570. Der Markgraf liess ilm anf seine Kosten 
nach Italien reisen, wo er sich zu Padua und Venedig emire 
einige Jahre aufhielt, Bei seiner Rückkehr wurde er zum Hof- 
mathematikus zu Ansbach ernannt und erhielt dort für seine 
astronomischen Beobachtungen einen der Türme des Ausbacher 
Schlosses eingeräumt. Dieser Schlossturm hiess seitdem der 
Mariusturm, Marius starb 1624, (Weiteres s. o. 8. 103.) 
Im Jahre 1608 publizierte er die von seinem Vizekanzler 
Simon Eisen ausgearbeitete „Amtsordnung“. Im Jahre 1617 
kaufte er von den Herren v. Seckendorf die Aumter Bertholsdorf 
and Bochhofen. 
Seine grösste Lust wäre es gewesen, die Werke des Frie- 
dens zu fördern, aber wider scinen Willen wurde er in die 
Roeligionswirren und Religionskriege seiner Zeit hineingezogen. 
Gleich bei Beginn seiner Regierung sah er sich durch 
verwandtschaftliche Rücksichten veranlasst, auf Seite des Prinzen 
Moritz von Oranien im spanisch - holländischen Kriege (1604 his 
1607) gegen die Spanier zu kämpfen, 
Im Jahre 1604 reiste er in die vereinigten Niederlande, wo 
er sich mehrfach auszeichnete, besonders bei der Eroberung der 
Stadt und des Hafens Sluys in Flandern und bei der Belagerung 
von Ostende 1605, Bei Letzterer wurden ilm 2 Pferde unter 
dem Leibe erschossen. Nach dem im Jahre 1607 geschlossenen 
Waffenstillstande und bald darauf erfolgten Frieden kehrte er 
in sein Land zurück. 
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Bald nach der Rückkehr in sein Land traten andere Ver- 
wickelungen ein, denen er nicht teilnahmslos gegenüberstehen 
durfte, Die Religionsverletzungen seitens der fürstlichen Josuniten- 
zöglinge z. B. des bayrischen Herzogs Maximilian und seines 
Vetters Ferdinand wurden immer kecker. Maximilian suchte 
sogar die freie Reichsstadt Donauwörth sich anzucignen. Vor 
geblich beschwerten sich die evangelischen Fürsten und Reichs 
;tädte beim schwachen Kaiser Rudolf IT. 
Dieser unvermählte Fürst vertändelte seine Zeit mit allerlei 
Liebeshändeln, Er hatte eine grosse Zahl ausserehelicher Kinder 
Ausserdem war er ein eifriger Antiquitätensammler und Alchy- 
mist, aber menschenschen und zum Regieren völlig ungeeignet, 
Darum versammelten sich am 14. Mai 1608 Intherische 
und kalvinistische Fürsten (z. B. Fürst Christian von Anhalt
	        
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