— 912 —
erheben mußte. Das schlimmste aber war das nahezu gänzliche Da—
niederliegen der Geschäfte, mit Ausnahme derjenigen, die für den
Kriegsbedarf arbeiteten. Der Handel war nur unter starkem Geleit
möglich, wofür sich auch befreundete Befehlshaber hohe „Konvoigelder?
zahlen ließen. Die Ernte im reichsstädtischen Territorium war in den
Jahren 1632 bis 1634 nur eine höchst kümmerliche. Schuld daran
trug außer dem empfindlichen Mangel an Arbeitskräften — vornehm⸗
lich an Pferden und Ochsen — namentlich der leidige Umstand, daß
der Feind den nahen Rotenberg und die starke Festung Forchheim
behauptete, aus deren Besitz er trotz wiederholter Belagerungsversuche
von Seiten der Schweden durchaus nicht vertrieben werden kounte.
Die Folge war für Nürnberg ein beständiger kleiner Krieg mit Schar—
mützeln und Überfällen, wobei die Besatzungen von Forchheim und
Rotenberg, meist, weil sie die kühneren waren, im Vorteil blieben.
Bis dicht in die Nähe der Stadt streiften die übermütigen Reiter,
äberall machten sie Beute und Gefangene, die umliegenden Ortschaften
wurden in Kontribution gesetzt und wenn sie nichts hergeben wollten,
wie z. B. Hilpoltstein und Gräfenberg im Juli 1638, angezündet und
geplündert. Es würde zu weit führen, alle diese kleinen Unterneh—
mungen im Einzelnen zu verfolgen. Außer den beiden genannten
Plätzen sperrten aber auch die Wilzburg bei Weißenburg am Sand,
Lichtenau und einige feste Plätze in der Oberpfalz, namentlich Auer—
bach und Neumarkt die „Pässe“ und verhinderten fast jegliche Zufuhr
von Proviant nach Nürnberg. Doch waren die Schweden so glücklich
am 20. Juni 1633 Neumarkt und am 24. August Lichtenau — es
erhielt am 10. Oktober 16383 Nürnbergische Besatzung — wieder
zurückzuerobern.
Nachdem das Waffenglück auch nach dem Tode Gustav Adolfs
lange Zeit hindurch den Schweden vorwiegend günstig gewesen war,
brachte der Sommer 1634 eine vollständige Veränderung der Kriegs—
lage. Die Vorboten davon zeigten sich für Nürnberg ziemlich bald
nach der Ermordung Wallensteins, indem der Feind in beträchtlicher
Stärke in die Oberpfalz einrückte und die darin gelegenen schwedischen
Truppen zum Rückzug zwang. Letzterer berührte unter den üblichen
Greueln auch das Nürnbergische Territorium, in dem viele Ortschaften
in Flammen aufgingen. Im Mai versuchte dann noch einmal Herzog
Bernhard von Nürnberg aus einen Vorstoß ins Oberpfälzische, um
das aufs äußerste bedrängte Regensburg zu retten. Aber dieser, wie
auch ein Versuch, Forchheim durch Blokade zu nehmen, blieb ohne
Erfolg und Nürnberg hatte schließlich nichts mehr davon, als daß es
einige Monate lang die Kriegslast zu tragen hatte. (gorts. folgt.