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XI. 148. ich muss mich aber hart besorgen,
weil ich meim Vatter wart geborn,
eh er selb ist zum König worn,
Sehr häufig steht das Verbum, welches von ehe
abhängig ist, im Conjunctiv. Kine Betrachtung der
verschiedensten Fälle, in denen uns ehe entgegentritt,
argiebt für Hans Sachs folgende Regeln:
@x) Der Indikativus steht meist nach ehe, wenn es
sich um einen reinen Temporalsatz handelt und der in
Frage kommende Vorgang auf realer Grundlage be-
ruht. Für den Hauptsatz ist es dabei gleichgiltig, ob
er positiv oder negativ ist.
8) Der Conjunctivus steht, wenn die Handlung des
Nebensatzes eine nur gedachte ist, oder wenn der
Hauptsatz in einer Fassung erscheint, die einen Con-
junktivus im Nebensatze erforderlich macht:
XI. 5. darumb, Juda, bekere dich,
eh dich Gott straff so grimmiglich.*)
Aber absolut streng lassen sich diese Regeln nicht
vertreten, ja bisweilen findet sich in demselben Satze
der Conjunctivus neben dem Indikativus:
XII. 332. eh man Egistum zu König thut krönen
und Hochzeit mit der Königin hab.
Ist die Absicht im Nebensatze durch ein besonderes
Verbum ausgedrückt, so steht dieses im Indikativus:
XI. 212. doch eh sie wil verlieren Gunst
der mördischen Ehbrecherin
denn kans der Sach ein Schein wol machen,
samb thues sies auss billichen Sachen,
Auch für die unter g) aufgestellte Regel lässt sich
sowohl positiver wie negativer Hauptsatz nachweisen,
so dass wir für Hans Sachs die bei Otfrid, im Heliand
*) Ein ähnliches „confus gesetztes“ ehe weist für die heutige Leip-
ziger Mundart nach Karl Albrecht, Die Leipziger Mundart, 1881, S. 59:
„ich will das machen, ehe es zu lange dauert‘.