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sich der Gewaltige bewegen, davon abzustehen, um so weniger aber
wurde das Gebiet der Stadt von seinen Regimentern verschont, und
seine Generale, wie z. B. die (evangelischen) Herzöge —X
Lauenburg und Adolf von Holstein kannten in ihren anspruchsvollen
Forderungen keine Grenzen (August 1626). Im Frühling 1627
zogen sich die Truppen des gleichfalls evangelischen Markgrafen Hans
Beorg von Brandenburg durch ihre Räubereien den Namen der
Kühdiebe zu. Das Jahr 1628 brachte mehr Einquartierungen und
demnach Leiden denn je, zuerst die ligistischen Schönburgischen Reiter,
die durchaus nicht wegzubringen waren, dann den Grafen Wolf von
Mansfeld, den Grafen Montecuculi u. s. w. Dies nur ein paar wenige
von den unaufhörlichen Durchzügen, viele andere fallen dazwischen,
aber ein Haufe hauste immer ärger als der andere in dem reichs⸗
städtischen Territorium, das schutzlos allen Unbilden einer verwilderten
Soldateska preisgegeben war. Häufig mußte das Gebiet der Stadt als
Musterplatz herhalten. Der Rat mußte Proviant, Waffen und Munition,
vor allem aber Geld, Geld und noch einmal Geld hergeben, und zu den
fast unerschwinglichen Kontributionen kamen noch die zahlreichen Ver—
ehrungen und Geschenke (Beliebung oder Cortesia nannte man sie), mit denen
die übermütigen Offiziere der durchmarschierenden Truppen vom General
bis zum Lieutenant herab bedacht werden mußten, um Schlimmeres zu
verhüten. So mehrte sich das Defizit im Stadtsäckel mit jedem Jahre,
Handel und Wandel stockten, Teuerungen und Münzkalamitäten kamen
hinzu, viele Einwohner fielen der Armenpflege zur Last und namentlich die
Landleute hatten Unsägliches zu erdulden. Futter und Vorräte wurden
ihnen genommen, das Vieh geschlachtet, die Pferde als Vorspann weg—
geführt, jeder, selbst der ärmste Bauer sollte für die Soldaten Geld
besorgen und konnte oder wollte er es nicht, so wurde er jämmerlich
gemartert oder wohl gar getötet. Frauen und Kinder wurden ge—
schändet, weder Schwangere noch Kindbetterinnen geschont, die Häuser
verwüstet, Kirchen erbrochen und die hineingeflüchteten Güter heraus—
geholt. Alle Beschwerden und Vorstellungen, die man durch kostspielige
Gesandtschaften, allein oder mit anderen Ständen des fränkischen
Kreises zusammen beim kaiserlichen Hofe oder bei den Kurfürsten an—
brachte, alle Versprechungen und Salvaguardien, die man sich' für
große Geldsummen vom Kaiser selbst, von Wallenstein, dem Kurfürsten
von Bayern u. s. w. erkaufte, halfen so gut wie nichts. Meist, scheint
es, wurden die Schutzbriefe nur zum Schein gegeben, deunn die unteren
Befehlshaber beriefen sich stets auf ihre Ordonnanzen, die sie gerade
in das Nürnbergische Territorium und nicht anders wohin verwiesen.
Man machte die Wahrnehmung, daß nur die Evangelischen (offenbar,